Seite:Deutsches Schimpfwörterbuch oder die Schimpfwörter der Deutschen.pdf/21

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

dann am besten schreit, schmäht und schimpft, der behält die Oberhand. - Die Literärgeschichte bietet uns genug solche Beispiele dar. Man erinnere sich nur an die vormaligen Streitigkeiten über die Erregungstheorie, über das Magnetisiren, und an die neuern über Homäopathie. In der Natur der Sache liegt es, daß solche schriftliche Streitigkeiten gewöhnlich etwas länger dauern, als die mündlichen. Auch erhält nicht selten der Gegenstand, über welchen man sich streitet, nicht mehr Licht; aber für die deutsche Sprache entsteht dadurch ein Gewinn, daß die Streitenden veranlaßt wurden ihre Phantasie mehr anzuregen und neue, passende und recht eindringliche Schimpfwörter zu erfinden, dergleichen aus Streitschriften hier mit aufgenommen sind.

So viel Nutzen und Vortheil, wie eben dargelegt wurde, nun auch das Schimpfen auf der einen Seite gewährt, so kann es doch wieder auf der andern sehr traurige Folgen nach sich ziehen, und man muß daher in praxi, so wie beim Gebrauche jeder andern guten Sache, sehr vorsichtig sein. Durch den Mißbrauch oder unrechten Gebrauch kann solche uns sehr schaden, ja lebensgefährlich werden. Gemeine Leute bezahlen einander die Schimpfwörter nicht selten mit so derben Ohrfeigen, daß der Kopf brummt; Höherstehende, besonders Studiosen und Officiere wetzen den Schimpf mit Degen oder Pistolen aus;

Empfohlene Zitierweise:
F. Meinhardt: Deutsches Schimpfwörterbuch oder die Schimpfwörter der Deutschen. Buchhandlung von F. Meinhardt, 1839, Seite XVI. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Deutsches_Schimpfw%C3%B6rterbuch_oder_die_Schimpfw%C3%B6rter_der_Deutschen.pdf/21&oldid=- (Version vom 8.9.2022)