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eine Menge Schimpfwörter, die sie nachlallen, welches nicht selten auch bei sogenannten Gebildeten der Fall ist, bei welchen Väterchen und Mütterchen zuweilen sich recht sehr darüber freuen, wenn ihr liebes Söhnlein das: Bestie, Canaille etc., daß sie häufig gegen das Gesinde gebrauchen, recht drollig nachspricht und schon die Amme also nennt. Kommen nun die Kinder in eine öffentliche Schule, so fängt, in Betreff des Schimpfens, unter ihnen ein gegenseitiger Unterricht an, den überdem noch mancher Lehrer durch allerlei Lieblings-Titulaturen, als: Ochse, Esel, Rindvieh, Schwein, Flegel etc. in gutem Gange erhält.

Diejenigen Kinder der höhern Stände, die zu ihren lieben gnädigen Eltern blos einmal des Tags auf ein Viertelstündchen von ihrer Bonne geführt werden, um einen unterthänigen guten Morgen zu wünschen und die hohe Hand zu küssen, die übrige Zeit aber unter der höhern und niedern Dienerschaft zubringen, hören und sehen bei dieser gar Vieles, was strenge Sittenrichter nun eben nicht billigen, und lernen nicht blos das Schimpfen, sondern noch weit mehr, was man noch gar nicht bei ihnen sucht, ja nur vermuthen sollte. Wenn nun Kinder auf die angezeigte Weise, noch ehe sie ein Wort lesen können, schon eine gewisse Virtuosität im Schimpfen erlangt haben, wie kann denn da dieses Büchlein

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F. Meinhardt: Deutsches Schimpfwörterbuch oder die Schimpfwörter der Deutschen. Buchhandlung von F. Meinhardt, 1839, Seite XL. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Deutsches_Schimpfw%C3%B6rterbuch_oder_die_Schimpfw%C3%B6rter_der_Deutschen.pdf/45&oldid=- (Version vom 8.9.2022)