Charles Dickens: Der Weihnachtsabend. Übersetzt von Edward Aubrey Moriarty | |
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Ländern und sie träumten von der Heimath; neben solchen, die mit dem Leben rangen, und sie harrten geduldig aus; neben Armen, und sie waren reich. Im Armenhause und im Lazarethe, im Kerker und in jedem Zufluchtsorte des Jammers, wo der Mensch in seiner kurzen ärmlichen Herrschaft dem Geiste die Thür verschlossen hatte, spendete er seinen Segen und lehrte Scrooge seine Weise.
Es war eine lange Nacht, wenn es nur eine Nacht war; aber Scrooge zweifelte daran, denn die Weihnachtsfeiertage schienen in die Zeit, die sie mit einander zubrachten, zusammengedrängt zu sein. Es war auch sonderbar, daß während Scrooge äußerlich ganz unverändert blieb, der Geist offenbar älter wurde. Scrooge hatte diese Veränderung bemerkt, aber sprach nie davon, bis sie von einer Kinderweihnachtsgesellschaft weggingen, wo er bemerkte, daß des Geistes Haar grau geworden war.
„Ist das Leben der Geister so kurz?“ fragte Scrooge.
„Mein Leben auf dieser Erde ist sehr kurz,“ sagte der Geist, „es endet noch diese Nacht.“
„Diese Nacht noch!“ rief Scrooge.
„Heute um Mitternacht. Horch, die Zeit nahet.“
Die Glocke schlug drei Viertel auf zwölf.
„Vergieb mir, wenn ich nicht Recht thue, zu fragen,“ sagte jetzt Scrooge, scharf auf des Geistes Gewand blickend, „aber ich sehe etwas Seltsames, was nicht zu Dir gehört, unter Deinem Mantel hervorblicken. Ist es ein Fuß oder eine Klaue?“
Charles Dickens: Der Weihnachtsabend. Übersetzt von Edward Aubrey Moriarty. J. J. Weber, Leipzig 1844, Seite 92. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Dickens_Der_Weihnachtsabend.djvu/96&oldid=- (Version vom 31.7.2018)