Seite:Die Anfänge des musikalischen Journalismus Seite 18.jpg

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Die Kammermusik ist es besonders, deren Förderung diese Zeitschrift gewidmet ist. Mattheson will in der Kirche „nicht allezeit den alten verdriesslichen und unverständlichen Kontrapunkt-Stil, sondern auch lebhaffte, freie und freudige Music-Manieren, musicam figuralem“, um Gottes Lob zu singen. Unter Berufung auf die Aussprüche zahlreicher, namentlich theologischer Autoritäten, die seiner weitschichtigen Belesenheit auf allen Gebieten ein glänzendes Zeugnis ausstellt, verteidigt Mattheson die vokale und instrumentale Kirchenmusik als ein Gott wohlgefälliges Opfer. Die Bedenken engherziger Geister, ob nicht Gott ausschliesslich den sich in gleichwertigen Noten und in einerlei Rhythmus fortbewegenden Choralgesang zu seiner Verherrlichung befohlen habe, dagegen nicht den in verschiedenartigen Rhythmen und in kontrapunktischer Vielstimmigkeit komponierten Figuralgesang, erkennt Mattheson freilich als nichtig, er verscheucht sie aber dennoch durch eine ausführliche Besprechung aller der Bibelstellen, welche auf Musik Bezug haben. Mattheson kann hieraus beweisen, dass die Juden figuraliter gesungen haben, dass sie auch an Buss- und Trauertagen unter Instrumentalbegleitung sangen, dass die Musik auch zu nicht gottesdienstlichen Zwecken erlaubt war, dass endlich die Frauen an der Musik thätigen Anteil nahmen, lauter Punkte, über deren Zulässigkeit in der christlichen Kirche sich buchstabengläubige, orthodoxe Geistliche Skrupel gemacht hatten. Namentlich die kirchliche musikalische Bethätigung der Frauen erregte noch immer Bedenken. Wie schon vorher im „neueröffneten Orchester“, später in der Crit. mus. II. (S. 320), musste Mattheson auch noch hier das seit Jahrhunderten weitergeschleppte „mulier taceat in ecclesia“ bekämpfen.

Mattheson kommt nach seinen Schriftforschungen endlich zu dem Schluss (S. 77): „Es verpflichtet uns des Herrn Christi unveränderlicher Wille und Befehl, auch ex principio creationis et naturae selbst, wenn sonst nichts wäre, obgleich eben nicht genau zu dieser oder jener Anzahl der musizierenden, zu dieser oder jener Art der Figural-Musik, dennoch zum Loben und Danken, das ist, zum künstlichen Singen und Spielen überhaupt, nach unserer