Seite:Die Anfänge des musikalischen Journalismus Seite 55.jpg

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Über Marpurgs thätigen Anteil an den Briefen lässt sich nichts Bestimmtes sagen, wohl aber vermuten, dass er sehr gross war. An einer Stelle (Bd. I, S. 420) wird die Behauptung Sorges, dass Marpurg die Briefe ganz allein schreibe, dahin korrigiert, dass er „nicht die Hälfte“ der Blätter verfertigt habe. Wenn daher auch nicht alle selbständigen Abhandlungen Marpurg zuzuschreiben sind, so ist doch jedenfalls die Anregung und Auswahl derselben sein Werk.

Die Polemik nimmt in dieser Zeitschrift wieder einen so breiten Raum ein, wie in keiner anderen seit Matthesons Crit. mus. Hauptsächlich ist es Sorge, der hier den beständigen Zielpunkt von Marpurgs Ausfällen bildet. Als ein Beispiel dafür, wie verletzend Marpurg sein konnte, sei auf den 4. an Ph. E. Bach gerichteten Brief verwiesen, in welchem es bei der Ankündigung von Sorges demnächst erscheinendem „Compendium harmonicum“ heisst, dasselbe enthalte für einen Groschen bekannte Wahrheiten und für 15 Groschen Wind und Grossthuereien. Der Verfasser sei Sorge, pro tempore Organist in Lobenstein, das p. t. solle soviel heissen als ad interim, d. i. so lange, bis man einen besseren Organisten bekommt. In dieser geringschätzigen Weise wird die ganze Zeitschrift hindurch über Sorge gesprochen, wo sich nur eine Gelegenheit dazu bietet. Marpurg hat hier alles zusammen getragen, was sich auf seinen gegen Sorge ausgefochtenen Streit bezieht, der über dessen Harmoniesystem entbrannt war. Namentlich scheint Sorges Kühnheit, mit der er Marpurg, den gefürchteten Kritiker angriff, diesen zu Ausfällen veranlasst zu haben, die schon nicht mehr allein der vom Gegner vertretenen Sache gelten.

Auch Kirnberger muss in dieser Zeitschrift manches über sich ergehen lassen. S. 15 wird er als „Kleinlieb“ angeführt, der hocherfreut anzeigt, dass er zu einem Duett die dritte Stimme gefunden habe. Im 6. Brief wird eine zweistimmige Fuge von ihm ironisch besprochen. Im 23.-28. Brief erfolgt die Rechtfertigung dieser Kritik, auf welche Kirnberger vorher geantwortet hatte. Im 30. Brief verteidigt Marpurg, der hier seinen Namen nennt, die musikalische Gesellschaft gegen Kirnbergers Angriffe: