Seite:Die Anfänge des musikalischen Journalismus Seite 67.jpg

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Forkels „Musikalisch-kritischer Bibliothek“, Eschstruths „Musikalischer Bibliothek“ und Reichardts „Kunstmagazin“ zur Darlegung eines so prinzipiellen Standpunktes, wie er in den bedeutenderen Zeitschriften der ersten Periode zu Tage trat, kaum Veranlassung. Der ideale Zweck der Aufklärung und Belehrung weicht mehr und mehr dem realen des profitablen Geschäfts, indem die periodisch erscheinenden Blätter den deutlich hervortretenden Nebenzweck haben, die Kauflust des Publikums für Neuerscheinungen auf dem Musikalienmarkt zu erregen (Cramer: Magazin, Musikal. Real-Zeitung, Augsburger musikal. Mercur).

Von unvermindertem Interesse sind natürlich alle Journale, insofern sie ihre Zeitgeschichte darstellen. Wenn auch aus dem Studium der Musikzeitungen in dieser Hinsicht gerade keine wesentlich neuen Ergebnisse zu Tage gefördert werden, so bringen doch die unabsichtlichen, gelegentlichen Mitteilungen manche individuellen Züge in das grosse Gemälde der Entwicklungsgeschichte, durch die das richtige Verständnis für den Charakter einer Zeit erst erschlossen wird.

In dieser Hinsicht ist das erste musikalische Blatt, welches nur vom Tagesklatsch leben wollte, für die Geschichte der Leipziger Musikverhältnisse von besonderem Interesse. Es ist dies die „Unpartheiische Kritik der vorzüglichsten seit drey Jahren allhier zu Leipzig aufgeführten grossen Concerte, Opern etc.“ 1798. Das Blatt kam aber über die pomphafte Ankündigung von dem, was es noch alles bringen wollte, nicht weit hinaus, sondern wurde verdrängt von einer Zeitschrift, welche den Klassizismus in der Geschichte des deutschen musikalischen Journalismus repräsentiert, nämlich von der „Allgemeinen musikalischen Zeitung“.

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