Seite:Die Ansiedelung auf dem Meeresgrunde.pdf/19

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

zwar alle in ganz demselben Kostüm, wie es Richard trug, rissen ein Haus ab und waren mit Spaten, Hacken und Brechstangen eifrig thätig, um die frei bekommenen Sand- und Marmorsteine, mächtige Quaderblöcke, mit leichter Mühe vor sich her zu wälzen und in einem Gebäude unterzubringen, das von der übrigen Umgebung seltsam abstach.

Es war ein langgestrecktes niedriges Haus im Gegensatze zu den anderen aus Eisen oder Stahl bestehend, aus dicken Platten zusammengenietet und nur mit einer Thür versehen, in welche auch die Schienenstränge hineinliefen. Drinnen sah Richard einige der großen Kugeln stehen, die jetzt allerdings kein Licht verbreiteten, sowie mehrere, ihm ganz fremdartig erscheinende Maschinen.

Jetzt war ihm alles klar, wenn es auch noch merkwürdig genug war. Es existierten Menschen, die, in Taucheranzügen lebend, anscheinend ähnliche oder vielleicht fast ganz genau dieselben Erfindungen gemacht hatten wie er. Und welch ein seltsamer Zufall! Auch sie hatten ihre Erfindungen ebenso geheim gehalten wie Richard! Aber sie waren doch schon viel weiter fortgeschritten als er; sie arbeiteten bereits auf dem Meeresboden und hatten, nachdem sie die versunkene Stadt entdeckt, eine Eisenbahn konstruiert und, den Verhältnissen unter dem Meere angepaßt, erbaut und schafften nun mittelst dieser die Steinquadern fort.

Und doch war das Rätsel noch nicht ganz gelöst. Gewiß, solche große Quadersteine sind als Baumaterial sehr geschätzt, und man scheut auch auf der Erdoberfläche keinen weiten Weg, um sie herbeizuschaffen – aber sind sie denn wirklich von solchem Werte, um deshalb Taucher auf den Meeresgrund zu schicken und Eisenbahnen zu ihrem Transporte zu konstruieren? Konnte man sie denn nicht mit Schiffen, welche man sich über diese Stelle legen ließ, an das Tageslicht befördern? Auf dem Meeresboden gab es doch auch noch ganz andere Sachen zu finden und zu heben, als Sandsteine von alten Häusern!

Empfohlene Zitierweise:
Robert Kraft: Die Ansiedelung auf dem Meeresgrunde. H. G. Münchmeyer, Dresden (1901), Seite 17. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Ansiedelung_auf_dem_Meeresgrunde.pdf/19&oldid=- (Version vom 31.7.2018)