Seite:Die Chronik des Albert von Stade 027.png

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der Briefe, und zwar auf Gottes Befehl oder vielmehr durch Zwang desselben, in denen sie sehr vieles Nützliche von den zukünftigen Zeiten und vom Antichrist prophezeiete, und sie sah die künftige üble Lage der Kirche mit prophetischem Geiste voraus und sagte sie vorher. Und der Papst Eugen canonisirte ihre Schriften auf dem Concil zu Treveris[1]. Außerdem richtete er einen Brief an sie und befahl ihr, nicht zu unterlassen aufzuschreiben, was Gott ihr enthülle. Sie empfing aber nicht nur Briefe Eugens, sondern auch des Anastasius und Adrians, Römischer Päpste, ja auch von König Conrad, Kaiser Friderich, dem Patriarchen von Jerusalem, von Erzbischöfen, Bischöfen und mehreren Prälaten. Bernard, Abt von Clarevallis, ein in allen Beziehungen sehr heiliger Mann, grüßte sie durch seinen Brief auf die ehrfurchtsvollste Weise und sie schrieb ihm als dem frömmsten Manne zurück. Sie wohnte beim heiligen Ropert bei Pingwia[2], wo sie auch begraben ist[3] .....

Es starb[4] aber die Jungfrau Hildegard zur Zeit des Papstes Adrian, als Kaiser Friedrich regierte[5] .....

1159. Papst Adrian und Kaiser Friderich[6] hatten sich gegenseitig versprochen, daß jeder von ihnen gegen den Siculer[7] und andere das einem von beiden geschehene Unrecht abwehren solle. Der Kanzler Roland[8], ein Mailänder seiner Herkunft nach, betrat Francien und machte alle, welche er kannte, dem Kaiser zu Feinden, und fachte gegen ihn den Groll der Mailänder

  1. Trier, 1148.
  2. Sie gründete 1147 bei Bingen das Kloster Rupertsberg nach der Regel des heiligen Benedict.
  3. Es folgen lange Auszüge aus ihren Schriften.
  4. Wahrscheinlich am 17. September 1179.
  5. Hier folgt in einem langen Zwiegespräch zwischen Tirri und Firri die Beschreibung eines Rechenspieles, und die Angabe der Stationen auf dem Wege nach Rom, und der Weg nach dem heiligen Lande. Dann wieder Auszüge aus Helmold und den Magdeburger Annalen.
  6. Hier folgen noch die Worte: Anglicus probet; vgl. dazu Ribbeck in den Forschungen XXV, S. 361, Anm. 3. Anglicus bezieht sich jedenfalls auf Adrian, doch erscheint es mir gewagt, für probet patria zu setzen. Eher ginge progenie.
  7. König Wilhelm I von Sicilien.
  8. Cardinal von S. Maria.
Empfohlene Zitierweise:
Albert von Stade, übersetzt von Franz Wachter: Die Chronik des Albert von Stade. Leipzig: Dyk'sche Buchhandlung, 1896, Seite 027. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Chronik_des_Albert_von_Stade_027.png&oldid=- (Version vom 31.7.2018)