Seite:Die Chronik des Albert von Stade 100.png

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

Grabe des Herrn 6000. Um die Himmelfahrtszeit des Herrn erhob sich gegen Mittag, gleichsam im Steinbock, ein Stern, ähnlich dem Morgenstern, groß, strahlend, aber roth, und wie ein Planet hatte er zu gewissen Tagen einen bestimmten Aufgang und Untergang, und weil er roth war, so glaubten sehr viele, es wäre der Mars. Jupiter war es nicht, weil er ungefähr fünf Jahre hindurch deutlich sichtbar jetzt in der Nähe der Jungfrau schweifte. Viele sagten auch, daß von ihnen, obwohl sie sich einer ständigen Beobachtung der Sterne hingegeben hätten, niemals, soweit sie sich erinnerten, ein Stern so gesehen worden sei. Eine Sonnenfinsternis am Tage des Jacobus, in der ersten Stunde, am Dienstag, am 27. Mondtag, und der nächste Vollmond verschob sich so sehr, daß er auf den 12. Mondtag fiel. Aber der schon genannte Stern wurde nach dem Tage des Jacobus ferner nicht mehr so leuchtend gesehen, sondern verlor von Tag zu Tage sowohl seine Größe als seine Klarheit. Der Propst von Buchestehude Olricus hatte einen gewissen Diener Geverhardus, welcher, so oft er wollte, in den Strudel des Flusses Eschede, so daß er nicht gesehen wurde, hinabstieg und nach langer Stunde zurückkehrend große Fische, fast drei Hände groß, in jeder Hand einen und im Munde einen dritten mit sich brachte. Und oft aus dem Badezimmer herausgehend sprang er ins Wasser und brachte seinem Herrn Fische in die Stube zurück. Um das Michahelisfest sahen einige in tiefer Nacht gegen Morgen ein sehr helles Licht, ähnlich der Sonne, emporsteigen und zuletzt in der Luft erbleichen, nachdem es sich in rothe Farbe unter Annahme von Menschengestalten geändert hatte. Der Papst erneuerte auf dem schon genannten Concile, nemlich an dem Tage des Jacobus, gegen den Kaiser den Bannspruch, setzte ihn auf Grund eigener Machtvollkommenheit von dem Gipfel des Kaiserthums ab und verkündete diese Absetzung in der ganzen Christenheit, indem er

Empfohlene Zitierweise:
Albert von Stade, übersetzt von Franz Wachter: Die Chronik des Albert von Stade. Leipzig: Dyk'sche Buchhandlung, 1896, Seite 100. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Chronik_des_Albert_von_Stade_100.png&oldid=- (Version vom 31.7.2018)