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Thietmar von Merseburg: Die Chronik des Thietmar von Merseburg


38. Auf Antrieb und durch die Gnade Kaiser Otto’s III. errichtete Waic[1], der Eidam des Herzogs Heinrich von Baiern, in seinem Reiche Ungarn bischöfliche Sitze, und erhielt dafür 1000 Krönung und Salbung. Auch verschweige ich nicht ein Wunder, welches zu Zeiten desselben Kaisers zu Rom vom Himmel heruntergesandt wurde. Als nämlich die Krieger Herzog Herimanns die Felder der Mönche von St. Paulus mit Gewalt besetzten, und von denselben wiederholt fußfällig gebeten, nicht abziehen wollten, da stiegen plötzlich vielgestaltige Wolken auf, Blitze leuchteten, zeigend die Schrecken des Herrn; furchtbare Donnerschläge folgten unmittelbar darauf, und vier der besten Kriegsleute wurden erschlagen, die übrigen entflohen; so ward es kund, daß die Armen Christi auch in dieser Welt nicht zu verachten sind. Denn ihr Beschützer ist der barmherzige Gott. Er erhebt die, welche jene ehren und sie in ihrer Noth erhören, und vergilt ihnen nach Verdienst; ihre Verfolger aber straft er hienieden, was noch die leichteste Buße ist, oder dort, und das ist viel schlimmer.

Des Kaisers Schwester Mathilde heirathete Ezo, den Sohn des Pfalzgrafen Herimann. Dies mißfiel manchen; Otto aber, als einziger Bruder Mathildens, ertrug dies geduldig, weil er es gesetzlich nicht rückgängig machen konnte; er schenkte ihr sehr viele Güter, damit die ihr von ihren erhabenen Aeltern erblich überkommene Hoheit des Standes nicht erniedrigt werden möchte.

Unter Otto’s III. Regierung starben Conrad, der treffliche Herzog der Schwaben und dessen Bruder, Graf Heribert, so wie 993 Markgraf Hodo leider eines plötzlichen Todes. Sigifrid aber, des eben genannten Markgrafen Sohn, der sich in Nienburg[2], wo sein Vater begraben liegt, aufhielt, indem er dort unter den Mönchen als Mönch lebte, warf plötzlich die Kutte weg und legte weltliche Kleider an. Darauf erschien er, von seinem Abte Ekkihard und dem Erzbischofe Gisiler vorgeladen, vor einer Synode zu Magadaburg,

  1. Bekannter unter seinem christlichen Namen als Stephan I.
  2. Nienburg ober München-Nienburg auf einer Anhöhe über der Saale, an der Mündung der Bode im Anhaltischen.
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Thietmar von Merseburg: Die Chronik des Thietmar von Merseburg. Verlag von Franz Duncker, Leipzig 1879, Seite 128. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Chronik_des_Thietmar_von_Merseburg.pdf/154&oldid=- (Version vom 24.9.2023)