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Thietmar von Merseburg: Die Chronik des Thietmar von Merseburg

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Alle erlöse der Herr und nehme sie milde und huldvoll
Auf ins Elysium einst, die frommer Begeisterung Feuer
Trieb, mit gütiger Hand dich, Merseburg, zu erheben.
Gott, der Du alles ja lenkst, Du Höchster und erster der Herrscher,
Leite Du Merseburg doch, daß es Deinem Gebot zu gehorchen
Stark genug sei; daß die, die Du zu Hütern bestellt hast
Unsrer Gemeinde, getreu stets Deine Geheiße erfüllen.
Unserer Feinde Gewalt brich; mögen bekehrt sie
Wiedererstatten mit Zins, was einst sie räub’risch entwandten.
Selbst dem Zerstörer der Kirche gewähre Verzeihung und Gnade!
Und wer irgend ihm einst böswilligen Sinnes geholfen
Zu dem argen Beginnen – verzeihe doch allen, o Vater,
Daß sie heiteren Blicks und getrost ausschau’n in die Zukunft.

Jetzt auch erfreuet sich Worms[1] der neu erhaltenen Freiheit.,
Deren bisher sie entbehrte, den Herzogen pflichtig des Landes.
Unter den Großen des Herrn fühlt herzliche Freude nun Burchard,
Er, der Bischof von Worms, daß, durch die Güte des Herrschers.
Weit entrückt seinen Feinden, er ihre Näh’ nicht zu scheu’n hat.
Und des Herzogs Hof ist wahrlich vor allem jetzt Christi
Sitz und Wohnung zu nennen: dort fleucht vor des Geistlichen Machtwort
Weltlicher Richter veränderlich Heer. Dies alles hat Heinrich
Glühend in christlichem Eifer bewirkt: er nahm von dem eignen
Gute und löste die Kirche und widmete wieder dem Herrn sie.
Allem nun pflichtete bei der Herzog Otto, der fromme,
Sorgend sofort, daß des Königs Geschenk rechtskräftig bezeugt ward.
Darum freue sich stets der Gläubigen ganze Gemeinde.


  1. Worms erhielt um jene Zeit besondere Privilegien von Heinrich II.
Empfohlene Zitierweise:
Thietmar von Merseburg: Die Chronik des Thietmar von Merseburg. Verlag von Franz Duncker, Leipzig 1879, Seite 180. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Chronik_des_Thietmar_von_Merseburg.pdf/206&oldid=- (Version vom 28.9.2023)