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Thietmar von Merseburg: Die Chronik des Thietmar von Merseburg

1005 zu sammeln und andere nothwendige Bedürfnisse zu holen, erlitt durch einen Hinterhalt der Feinde einen großen Verlust. Indeß bat Bolizlav durch treue Vermittler um des Königs Gnade, die er denn auch bald sich zu erwerben wußte. Erzbischof Tagino von Magadaburg begab sich auf Bolizlav’s Verlangen nebst andern Vertrauten des Königs in die ebengenannte Burg, und schloß unter Eidschwüren und gegen angemessene Entschädigungen einen festen Friedensbund mit ihm ab. Freudig kehrten nun die Unseren heim, weil sie durch die Länge des Weges und den allzugroßen Hunger, verbunden mit dem schweren Ungemache des Krieges, große Anstrengungen auf sich genommen hatten.


21. Nach diesen Thaten suchte der König in unserem Lande auf das eifrigste das Glück eines erwünschten Zustandes der Ordnung und Sicherheit fest zu begründen, indem er die Urheber aller Schlechtigkeit ausrottete. Darum ließ er den Bruncio, einen bedeutenden Vasallen, in Merseburg, von den Slaven aber zwei ihrer besten Männer, den Boris und den Nezemuiscle, mit den übrigen Anhängern derselben zu Welereslevo[1] aufknüpfen. In häufigen Zusammenkünften mit den Slaven zu Wiribeni[2] an der Elbe verhandelte er über die Bedürfnisse seines Reiches, und setzte, die Slaven mochten wollen oder nicht, seinen Willen mit kräftiger Hand durch. Arnaburg[3], welches vordem zerstört war, ließ er zum Schutze des Vaterlandes wieder aufbauen, und was seit langer Zeit ungerechter Weise von dort entwendet war, wieder herstellen. In einem Synodalgericht, welchem er persönlich beiwohnte, verbot er, unter kanonischer und apostolischer Autorität, daß hinfort nicht Ehen widerrechtlicher Art geschlossen und Christen nicht an Heiden verkauft werden dürften, und befahl, die, welche Gottes Gerechtigkeit verachteten, mit dem geistlichen Schwerte zu treffen.


  1. Wahrscheinlich das I, 7 genannte Walleslevo (Wallersleben), etwas nördlich von Stendal in der Nähe der Elbe gelegen.
  2. Wiribeni, auch Wirbini d. h. Werben ganz nahe der Elbe, auf deren linken Seite gegenüber Havelberg.
  3. Arnaburg, etwas südlich von Wirbini und Walleslevo auf der linken Seite der Elbe.
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Thietmar von Merseburg: Die Chronik des Thietmar von Merseburg. Verlag von Franz Duncker, Leipzig 1879, Seite 204. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Chronik_des_Thietmar_von_Merseburg.pdf/230&oldid=- (Version vom 30.9.2023)