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Thietmar von Merseburg: Die Chronik des Thietmar von Merseburg


Als nun überall die Ruhe hergestellt war, 1014 kehrte der König aus Italien zurück. Darüber hocherfreut, überfiel Hardwig sofort die Stadt Fercelli [Vercelli], so daß Leo, der Bischof derselben, kaum zu entfliehen vermochte. So nahm jener die ganze Stadt in Besitz und begann wieder sein altes frevelhaftes Wesen; späterhin brachte ihn freilich, wie ich das im Folgendem schildern werde, die Majestät des Allmächtigen dahin, daß er tief gedemüthigt seine Schuld erkannte.

In jenen Landen stiftete der Kaiser – dies war das dritte fromme Werk der Art, welches seinem Namen zur Zierde gereichte, – in der Stadt Bobia [Bobbio] ein Bisthum. Daselbst ruhen nämlich die Leiber des Columbanus und des Attala, der heiligen Diener und Bekenner Christi; und er verrichtete dieses Werk, zu dem ihn die höchste Nothwendigkeit und – was noch über dieselbe geht – die Liebe zu Christo trieb, auf gemeinsames Anrathen und mit Genehmigung sämmtlicher dortigen Bischöfe.

Mit dem größten Glück und Ruhm überwand er darauf die Schwierigkeiten der Alpenfahrt, und sah unsere Gefilde wieder, wie sie ihn so heiter anlachten, denn die Luft und die Bewohner jenes Landes stimmen doch nicht zu unserer Natur. Viel Tücke und Hinterlist herrscht leider im Römerlande und in der Lombardei. Alle, die dorthin kommen, empfängt nur wenig Liebe; alles, dessen dort die Fremden bedürfen, muß bezahlt werden, und zwar immer noch mit Gefahr des Betrugs. Viele sterben dort auch dadurch, daß man ihnen Gift beibringt.


4. Im selben Jahre, am 28. April, Apr. 28. starb Graf Karl, der Sohn des Markgrafen Ricdag von Meißen. Er hatte durch die unverschämten Verläumdungen ungerechter Ankläger sein ganzes Lehen ohne einige Schuld verloren, und trug die ihm angethane Schmach mit Ruhe und Gleichmuth.

Am selbigen Tage starb auch meine Muhme Mathilde, die in Gernrode bei der Aebtissin Hathui, ihrer Verwandten, lange Zeit lebte. Immer hatte die ehrwürdige Matrone gehofft, daß

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Thietmar von Merseburg: Die Chronik des Thietmar von Merseburg. Verlag von Franz Duncker, Leipzig 1879, Seite 269. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Chronik_des_Thietmar_von_Merseburg.pdf/295&oldid=- (Version vom 5.10.2023)