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Thietmar von Merseburg: Die Chronik des Thietmar von Merseburg

1016 Mannschaft des burgundischen Landes zur Huldigung überwiesen erhalten[1], und die feste Zusicherung, daß wichtige Maßregeln ohne seinen Rath nicht genommen werden sollten. Das Bisthum in diesem Lande gab er einem Manne von Adel, der jedoch nachher kaum mit heiler Haut davon kam. Graf Willehelm [von Poitiers] nämlich, ein gar mächtiger Mann in dieser Gegend, ließ, als er das alles erfuhr, den Bischof verfolgen und den zuletzt ganz allein fliehenden mit Hunden aufspüren. Als der schon ganz ermattete Bischof diese bellen hörte, bezeichnete er – das war das einzige Schutzmittel, das er noch hatte – seine Fußtapfen hinter sich mit dem Zeichen des heiligen Kreuzes und lag dann wie todt da und war eine preisgegebene Beute; aber siehe da! die reißenden Hunde kehrten, so bald sie von fern die bekreuzigten Stellen rochen, wie von einem gewaltigen Wirbelwinde zurückgetrieben um, und so kam jener wahre Diener Gottes auf verborgenen Waldpfaden auf befreundetes Gebiet. Der Kaiser aber spendete dem Könige und seiner Gemahlin und allen ihren Großen eine unermeßliche Menge Geldes und entließ sie in ihre Heimat, nachdem die alte Uebertragung wieder bestätigt war, worauf er selbst mit dem versammelten Heere nach Basula [Basel] hin aufbrach. Als er aber hörte, daß dort Graf Willehelm ihm in befestigten Städten widerstand und ihn am Einzuge verhindern wollte, so zog er, der geringen Anzahl seiner Truppen mißtrauend, von allen Seiten befreundete Schaaren an sich, und verheerte die sich des Aufstandes erfrechenden Landschaften, indem er weithin alles in Flammen aufgehen ließ, ohne jedoch selbst in Gefahr zu kommen. Da er aber für gewiß wußte, daß er von jenen festen Städten keine werde erobern können, so kehrte er voll Unmuths heim; denn er hatte weder hier, noch in den Ostlanden seinen Feinden einen nachhaltig wirkenden Schaden zugefügt.


21. Währenddeß sorgte die Kaiserin, in unseren Landschaften

  1. Diese von Laurent mißverstandene Stelle erklärt G. Waitz in den Forschungen zur deutschen Geschichte XIII, 492.
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Thietmar von Merseburg: Die Chronik des Thietmar von Merseburg. Verlag von Franz Duncker, Leipzig 1879, Seite 290. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Chronik_des_Thietmar_von_Merseburg.pdf/316&oldid=- (Version vom 6.10.2023)