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Thietmar von Merseburg: Die Chronik des Thietmar von Merseburg

1016 Sack mit Hirse angefüllt dem Abgeordneten wieder zustellen mit den Worten: „Wenn es ihm nicht genüge, dem apostolischen Erbe schon hinreichend Schaden zugefügt zu haben, so möge er zum zweiten Male kommen und gewiß erwarten, daß er eben so viele und mehr Geharnischte hier finden werde, als Hirsekörner in dem Sacke seien.“ Der Mensch denkt, Gott lenkt; ihn flehe jeder Christ an, daß er eine solche Plage voll Barmherzigkeit abwenden und die nothwendige Ruhe des ersehnten Friedens gnädigst verleihen möge.


32. Bei einer Insel Namens Augia [Reichenau] gingen am 16. Octbr. neun Schiffe voll Menschen beiderlei Geschlechts in den Fluthen unter.

Im Westen wurde Lambert, Reinheri’s Sohn, mit den Seinigen von dem ihm feindlichen Godefrid, [dem Herzoge von Lothringen], besiegt und getödtet. Diesem Lambert waren gar viele feind, denn es gab keinen schlechteren Menschen auf Erden, als er war: er knüpfte viele Menschen in den Kirchen am Glockenstrange auf. Wie viele durch ihn Vermögen und Leben verloren haben, vermag kein Mensch aufzuzählen. Und nie dachte er daran, für seine verübten Missethaten Buße zu thun. Er hatte auch mit seinem Bruder Reinger zusammen den Grafen Wirinhari und zu gleich dessen Bruder Reinzo erschlagen. Sein Vater starb in Böhmen in der Verbannung, wohin ihn Kaiser Otto geschickt hatte. Ob dieser Menschen trauerte das Vaterland selbst, so lange sie lebten, und es freut sich, sie verloren zu haben. Das nur müssen wir beklagen, daß an jenem Tage um des einen Schuldigen willen auf beiden Seiten der Kämpfenden so viele Unschuldige gefallen sind.


33. Auch noch andere blutige Auftritte ereigneten sich leider in jenen Zeiten in diesen Gegenden.

Im Reiche des friedliebenden und durchaus ehrwürdigen Königs Rotbert [von Frankreich] kämpften die Eingebornen des Landes gegen einander, so daß mehr als dreitausend Menschen erschlagen wurden.

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Thietmar von Merseburg: Die Chronik des Thietmar von Merseburg. Verlag von Franz Duncker, Leipzig 1879, Seite 305. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Chronik_des_Thietmar_von_Merseburg.pdf/331&oldid=- (Version vom 7.10.2023)