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Thietmar von Merseburg: Die Chronik des Thietmar von Merseburg

1018 zurück nach meinem Gehöfte[1] und als ich dort sieben Tage gewesen war, hörte ich, daß Ekkihards Mannen die meinen bedrohten. Dort übernachtete gerade der Kanzler[2] bei mir, und gab, als er die Sache von mir hörte, genügenden Bescheid. Darnach versammelten sich die erwähnten Vasallen wiederholt und versuchten mir zu schaden, allein unsere Wachen kamen ihnen immer zu rechter Zeit zuvor. Unterdeß sandte ich einen Abgeordneten an den Kaiser nach Mainz und bat ihn flehentlich um Herstellung des Friedens. Obwohl nun denselben Markgraf Ekkihard seinerseits gelobte und sein Bruder, dessen Rückkunft ich lange ersehnt hatte, mir gleichfalls darauf seinen Handschlag gab, so hielten sie doch beide nicht Wort. Denn sechs zerschlagene, schimpflich geschorene Menschen nebst ihren schmählich beschädigten Wohnungen bezeugen, wie man sich vor solchen Herren hüten muß. Ihre Lehnsleute haben übrigens in ihrer Weise nicht allein an mir ihren Grimm geübt, sondern auch anderen, viel besseren, als ich bin, geschadet. Denn sie haben den Erzbischof Gero in Wirbini [Werben] und den Grafen Sigifrid in Nicici[3] angegriffen und daselbst weggenommen, was ihnen gefiel.


11. Der Frevelmuth der Lehnsherrn stachelt die Wuth der Vasallen an, und so lange jene diesen nur genügen, dulden sie nicht, daß jenen in diesem Lande irgend jemand gleich komme. Wenn ein Nachbar unabsichtlich und unversehens einen Fehler gegen sie begeht, so ist ihnen keine Sühne recht, und sie verlangen nachher ein ganz unerschwingliches Schadensgeld. Und diese Geißel trifft nun ihre Nachbaren so schwer, daß Andere, sie mögen Recht haben oder nicht, sich gar nicht mehr gegen sie zu erheben wagen. Die in diesem Landestheile belegenen Bisthümer sind von ihrer Gewalt nur allzu sehr bedrückt, und wir, die Verwalter derselben,

  1. nach Chorun, nicht nach Rochlitz, denn dies letztere war eine Besitzung des Markgrafen Ekkihard von Meißen.
  2. Günther, ein Bruder Ekkihards und Hermans, 1008 bis 1024 k. Kanzler, dann Erzbischof von Salzburg, st. 1025.
  3. Nicici, eine Landschaft zwischen Elster, Elbe und Mulde.
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Thietmar von Merseburg: Die Chronik des Thietmar von Merseburg. Verlag von Franz Duncker, Leipzig 1879, Seite 351. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Chronik_des_Thietmar_von_Merseburg.pdf/377&oldid=- (Version vom 23.11.2023)