Anonym: Edda | |
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Der Lebende kommt noch zur Ruh.
Feuer sah ich des Reichen Reichtümer freßen,
Und der Tod stand vor der Thür.
Der Taube taugt noch zur Tapferkeit.
Blind sein ist beßer als verbrannt werden:
Der Todte nützt zu nichts mehr.
Nach des Vaters Hinfahrt.
Bautasteine[WS 1] stehn am Wege selten,
Wenn sie der Freund dem Freund nicht setzt.
Unter jedem Gewand erwart ich eine Faust.
Doch herb ist die Herbstnacht.
Fünfmal wechselt oft das Wetter am Tag:
Wie viel mehr im Monat!
Daß Einen oft der Reichtum äfft;
Einer ist reich, ein Andrer arm:
Den soll Niemand narren.
Endlich stirbt man selbst;
Doch nimmer mag ihm der Nachruhm sterben,
Welcher sich guten gewann.
Endlich stirbt man selbst;
Doch Eines weiß ich, daß immer bleibt:
Das Urtheil über den Todten.
Anmerkungen (Wikisource)
- ↑ Bautasteine – schmale, hohe Denksteine in Skandinavien
Karl Simrock (Hrsg.): Die Edda, die ältere und jüngere, nebst den mythischen Erzählungen der Skalda, 6. Aufl., Stuttgart 1876, Seite 46. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Edda_(1876).djvu/054&oldid=- (Version vom 18.8.2016)