Seite:Die Edda (1876).djvu/091

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Anonym: Edda

Loki.

Schlecht stehts mit den Asen,   mit den Alfen schlecht;
Hältst du Hlorridis   Hammer verborgen?


Thrym.
8
Ich halte Hlorridis   Hammer verborgen

Acht Rasten unter   der Erde tief,
Und wieder erwerben   fürwahr soll ihn Keiner,
Er brächte denn Freyja   zur Braut mir daher.

9
Flog da Loki,   das Federhemd rauschte,

Bis er hinter sich hatte   der Riesen Gehege
Und endlich erreichte   der Asen Reich.
Da traf er den Thôr   vor der Thüre der Halle,
Und es war sein Wort,   welches er sprach zuerst:

10
Hast du den Auftrag   vollbracht und die Arbeit?

Laß hier von der Höhe mich   hören die Kunde.
Dem Sitzenden manchmal   mangeln Gedanken,
Da leicht im Liegen   die List sich ersinnt.


Loki.
11
Ich habe den Auftrag   vollbracht und die Arbeit:

Thrym hat den Hammer,   der Thursenfürst;
Und wieder erwerben   fürwahr soll ihn Keiner,
Er brächte denn Freyja   zur Braut ihm daher. –

12
Sie gingen Freyja,   die schöne zu finden,

Und es war Thôrs Wort,   welches er sprach zuerst:
Lege, Freyja, dir an   das bräutliche Linnen;
Wir beide wir reisen   gen Riesenheim.

13
Wild ward Freyja,   sie fauchte vor Wuth,

Die ganze Halle   der Götter erbebte;
Der schimmernde Halsschmuck   schoß ihr zur Erde:
„Mich mannstoll meinen   möchtest du wohl,
Reisten wir beide   gen Riesenheim.“

Empfohlene Zitierweise:
Karl Simrock (Hrsg.): Die Edda, die ältere und jüngere, nebst den mythischen Erzählungen der Skalda, 6. Aufl., Stuttgart 1876, Seite 83. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Edda_(1876).djvu/091&oldid=- (Version vom 31.7.2018)