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Anonym: Edda

Skirnir.
5
Dein Gram mag   so groß nicht sein,

Daß du ihn mir nicht sagen solltest.
Theilten wir doch   die Tage der Jugend:
So mögen wir Zwei uns Zutraun schenken.


Freyr.
6
In Gymirs37 Gärten   sah ich gehen

Mir liebe Maid.
Ihre Arme leuchteten   und Luft und Meer
Schimmerten von dem Scheine.

7
Mehr lieb ich die Maid   als ein Jüngling mag

Im Lenz seines Lebens.
Von Asen und Alfen   will es nicht Einer,
Daß wir beisammen seien.


Skirnir.
8
Gib mir dein rasches   Ross, das mich sicher

Durch die flackernde Flamme führt;
Gib mir das Schwert,   das von selbst sich schwingt
Gegen der Reifriesen Brut.


Freyr.
9
Nimm denn mein rasches   Ross, das dich sicher

Durch die flackernde Flamme führt;
Nimm mein Schwert,   das von selbst sich schwingt
In des Beherzten Hand.


Skirnir sprach zu dem Rosse:
10
Dunkel ists draußen:   wohl dünkt es mich Zeit

Über feuchte Berge zu fahren.
Wir beide vollführens,   fängt uns nicht beide
Jener kraftreiche Riese.


Skirnir fuhr gen Jötunheim zu Gymirs Wohnung. Da waren wüthige Hunde an die Thüre des hölzernen Zaunes gebunden, der Gerdas Saal umschloß. Er ritt dahin, wo der Viehhirt am Hügel saß und sprach zu ihm:

Empfohlene Zitierweise:
Karl Simrock (Hrsg.): Die Edda, die ältere und jüngere, nebst den mythischen Erzählungen der Skalda, 6. Aufl., Stuttgart 1876, Seite 94. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Edda_(1876).djvu/102&oldid=- (Version vom 31.7.2018)