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Anonym: Edda

3
So saßen sie   sieben Winter lang;

Den ganzen achten   grämten sie sich
Bis im Neunten   die Noth sie schied:
Die Mädchen verlangte   nach Myrkwidr;
Alhwit die junge   wollt Urlog treiben.

4
Hladgud und Herwör   stammten von Hlödwer;

Verwandt war Älrun, die Tochter Kiars.
Die schritt geschwinde   den Saal entlang,
Stand auf dem Estrich   und erhob die Stimme:
„Sie freun sich nicht,   die aus dem Forste kommen.“

5
Von Waidwerk kamen   die wegmüden Schützen,

Slagfidr und Egil,   fanden öde Säle,
Gingen aus und ein   und sahen sich um.
Da schritt Egil ostwärts   Älrunen nach
Und südwärts Slagfidr   Swanhwit zu finden.

6
Derweil im Wolfsthal   saß Wölundr,

Schlug funkelnd Gold   um festes Gestein
Und band die Ringe   mit Lindenbast.
Also harrt’ er   seines holden
Weibes, wenn sie   ihm wieder käme.

7
Das hörte Nidudr,   der Niaren Drost,[WS 1]

Daß Wölundr einsam   in Wolfsthal säße.
Bei Nacht fuhren Männer   in genagelten Brünnen (Panzern);
Ihre Schilde schienen   wider den geschnittnen Mond.

8
Stiegen vom Sattel   an des Saales Giebelwand,

Gingen dann ein,   den ganzen Saal entlang.
Sahen am Baste   schweben die Ringe,
Siebenhundert zusammen,   die der Mann besaß.

9
Sie banden sie ab   und wieder an den Bast,

Außer einem,   den ließen sie ab.
Da kam vom Waidwerk   der wegmüde Schütze,
Wölundr, den weiten   Weg daher.

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Drost – Landvogt (DWB)
Empfohlene Zitierweise:
Karl Simrock (Hrsg.): Die Edda, die ältere und jüngere, nebst den mythischen Erzählungen der Skalda, 6. Aufl., Stuttgart 1876, Seite 128. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Edda_(1876).djvu/136&oldid=- (Version vom 31.7.2018)