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Anonym: Edda

Gripir.
39
Du hast nun Gunnars   Gang und Gestalt;

Hast eigne Rede   und edeln Sinn.
So verlobst du   dich dem erlauchten
Hutkind Heimirs:   das verhütet Niemand!


Sigurd.
40
Das Schlimmste scheint mir,   Sigurd gilt dann

Dem Volk für falsch,   fügt es sich so.
Ungern möcht ich   mit Arglist trügen
Die Heldentochter,   die ich die hehrste weiß.


Gripir.
41
Liegen wirst du,   Lenker des Heers,

Keusch bei der Maid   wie bei der Mutter.
Drum wird erhaben   so lange die Welt steht,
Volksgebieter,   dein Name bleiben.

42
Zumal werden beide   Bräute vermählt,

Sigurds und Gunnars,   in Giukis Sälen.
Wieder wechseltet   ihr Wuchs und Gestalt
Daheim, nicht das Herz:   das behielt Jedweder.


Sigurd.
43
Wird gute Gattin   Gunnar erwerben,

Der herliche Held?   verhehl es nicht, Gripir,
Wenn des Degens Braut   bei mir drei Nächte,
Die hochherzge, lag?   Unerhört ist Solches.

44
Wie mag zur Freude   noch frommen darnach

Der Männer Verwandtschaft?   Melde mir, Gripir.
Wird Glück dem Gunnar   darnach noch gönnen
Solche Sippe,   oder selber mir?


Gripir.
45
Dir gedenkt der Eide,   must dennoch schweigen.

Zwar Gudrunen liebst du   in guter Ehe;
Doch bös verbunden   dünkt Brynhild sich,
Die Schlaue sinnt   sich Rache zu schaffen.


Sigurd.
46
Was wird zur Buße   der Brynhild genügen,

Da wir mit Tücke   betrogen die Frau?

Empfohlene Zitierweise:
Karl Simrock (Hrsg.): Die Edda, die ältere und jüngere, nebst den mythischen Erzählungen der Skalda, 6. Aufl., Stuttgart 1876, Seite 168. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Edda_(1876).djvu/176&oldid=- (Version vom 31.7.2018)