Anonym: Edda | |
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Wir hielten euch Stand, da wir heil waren:
Nun sind wir so wund, du hast volle Gewalt. —
„Laßt uns Hialli fangen und Högni schonen.
Uns hilft das halbe Werk, und ihm gehört sich das:
Wie lang er leben mag, ein Lump doch bleibt er.“
Er krisch und klagte und kroch in alle Winkel:
Ihr Streit bekäm ihm schlecht, den er schuldlos büße;
Unselig sei der Tag, da er von der Schweinmast käme
Und der feißten Kost, der er lang sich erfreut.
Der arme Schalk schrie eh er die Schärfe fühlte:
Nicht zu alt noch war er die Äcker zu düngen;
Gern schaff er das Schmählichste, wenn er Schonung fände,
Und lache dazu, behielt’ er das Leben nur.
Für den Gimpel zu bitten, daß er entginge.
„Dieß Spiel besteh ich viel leichter selber:
Wer wollte weiter solch Gewinsel hören!“
Des raschen Recken Gericht zu verschieben.
Hell lachte Högni, es hörten die Männer
Wie kampflich er konnte die Qual erdulden.
Konnt er sie schlagen, daß die Schönen klagten,
Die Helden sich härmten, die ihn hörten spielen.
Rath sagt’ er den Reichen, daß entzwei rißen Balken.
Ihnen überlebte allein die Tugend.
Sagte Harm der Hehren und höhnte sie noch:
„Morgen ists, Gudrun: du missest deine Holden.
Du selbst hast Schuld, daß es so erging.“
Karl Simrock (Hrsg.): Die Edda, die ältere und jüngere, nebst den mythischen Erzählungen der Skalda, 6. Aufl., Stuttgart 1876, Seite 234. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Edda_(1876).djvu/242&oldid=- (Version vom 31.7.2018)