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Anonym: Edda

Yggdrasil zittert,   die ragende Esche;
Es rauscht der alte Baum,   da der Riese frei wird.

Was ist mit den Asen,   was ist mit den Alfen?
All Jötunheim ächzt,   die Asen versammeln sich.
Die Zwerge stöhnen   vor steinernen Thüren,
Der Bergwege Weiser:   wißt ihr was das bedeutet?

Hrym fährt von Osten,   es hebt sich die Flut;
Jörmungandr wälzt sich   im Jötunmuthe.
Der Wurm schlägt die Brandung,   aufschreit der Adler,
Leichen zerreißt er;   Naglfar[WS 1] wird los.

Der Kiel fährt von Osten,   Muspels Söhne kommen
Über die See gesegelt,   und Logi steuert.
Des Unthiers Abkunft   ist all mit dem Wolf;
Auch Bileists Bruder   ist ihm verbunden.

Surtur fährt von Süden   mit flammendem Schwert,
Von seiner Klinge scheint   die Sonne der Götter.
Steinberge stürzen,   Riesinnen straucheln,
Zu Hel fahren Helden,   der Himmel klafft.

Nun hebt sich Hlins   anderer Harm,
Da Odhin eilt   zum Angriff des Wolfs.
Belis Mörder   mißt sich mit Surtur:
Da fällt Friggs   einzige Freude.

Nicht säumt Siegvaters   erhabner Sohn,
Mit dem Leichenwolf   Widar zu fechten:
Er stößt dem Hwedrungssohn   den Stahl ins Herz
Durch gähnenden Rachen:   so rächt er den Vater.

Da schreitet der schöne   Sohn Hlodyns
Der Natter näher,   der neidgeschwollnen.
Muthig trifft sie   Midgards Weiher;
Doch fährt neun Fuß weit   Fiörgins Sohn.
Alle Wesen müßen   die Weltstatt räumen.

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: „Nalfagr“
Empfohlene Zitierweise:
Karl Simrock (Hrsg.): Die Edda, die ältere und jüngere, nebst den mythischen Erzählungen der Skalda, 6. Aufl., Stuttgart 1876, Seite 293. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Edda_(1876).djvu/301&oldid=- (Version vom 18.8.2016)