Anonym: Edda | |
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zerschmetterte ihm den Schädel zu kleinen Stücken. Er selbst fiel vorwärts über Thor, so daß sein Fuß auf Thors Halse lag. Thialfi aber griff Möckurkalfi an, der mit geringem Ruhme fiel. Darauf ging Thialfi zu Thor und wollte Hrungnirs Fuß von ihm nehmen, hatte aber nicht die Macht dazu. Da gingen die Asen alle hinzu, als sie von Thors Fall hörten, und wollten den Fuß von ihm nehmen, brachten es aber auch nicht zu Wege. Da kam Magni herbei, der Sohn Thors und Jarnsaxas, der erst drei Winter alt war, der warf Hrungnirs Fuß von Thor und sprach: Schmach und Schande, Vater! daß ich so spät kam. Ich glaube, ich hätte diesen Riesen mit der Faust zur Hel gesandt, wär ich mit ihm zusammengetroffen. Da stand Thor auf und empfing seinen Sohn wohl und sagte, er würde ein tüchtiger Mann werden; auch will ich dir, sagte er, das Ross Gullfaxi geben, das Hrungnir besaß. Da hub Odhin an und sagte, Thor habe übel gethan, daß er dieß gute Pferd dem Sohne einer Riesenfrau gegeben habe, und nicht seinem Vater. Da fuhr Thor heim gen Thrudwang und der Schleifstein stak in seinem Haupte. Da kam die Wala hinzu, die Groa hieß, die Frau Örwandils des Kecken; die sang ihre Zauberlieder über Thor bis der Schleifstein los ward. Als Thor dieß merkte und Hoffnung schöpfte, von dem Schleifstein erledigt zu werden, wollte er der Groa die Heilung lohnen und sie froh machen. Da sagte er ihr die Zeitung, daß er von Norden her über die Eliwagar gewatet sei und im Korb auf seinem Rücken den Örwandil aus Jötunheim getragen habe. Und zum Wahrzeichen gab er an, daß eine Zehe ihm aus dem Korb vorgestanden und erfroren sei: die habe Thor abgebrochen, hinauf an den Himmel geworfen und den Stern daraus gemacht, der Örwandils Zehe heißt. Noch sagte Thor, es werde nicht lange mehr anstehen bis Örwandil heimkomme. Darüber ward Groa so erfreut, daß sie ihrer Zauberlieder vergaß, und so ward der Schleifstein nicht loser und steckt noch in Thors Haupte. Darum ist es auch eines Jeden Pflicht, solche Steine wegzuwerfen, denn damit rührt sich der Stein in Thors Haupt.
60. Es verdient gar sehr erzählt zu werden, wie Thor nach Geirrödsgard fuhr, denn da hatte er weder den Hammer Miölnir, noch den Stärkegürtel, noch die Eisenhandschuhe bei sich, woran Loki Schuld war, der ihn
Karl Simrock (Hrsg.): Die Edda, die ältere und jüngere, nebst den mythischen Erzählungen der Skalda, 6. Aufl., Stuttgart 1876, Seite 303. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Edda_(1876).djvu/311&oldid=- (Version vom 31.7.2018)