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Anonym: Edda

16
„Ruhet nun, Hände,   raste nun, Stein,

Genug von Mir   gemalen ist nun.
Doch haben die Hände   hier nicht Ruhe
Bis Frodi meint   genug sei gemalen.

17
„So greifet nun, Helden,   zu harten Geeren,[WS 1]

Zu triefenden Waffen.   Erwache, Frodi!
Erwache, Frodi!   willst du lauschen
Unserm Singen   und alten Sagen.

18
„Feuer seh ich brennen   östlich der Burg,

Kriegsbotschaft kommt,   das verkündet die Glut.
Ein Heer ist im Anzug,   eindringt es hier,
Und verbrennt alsbald die Burg   dem Fürsten.

19
„Nicht magst du mehr halten   den Stuhl in Hledra

Mit rothen Spangen   und spähem Gestein.
Mächtiger malen   wir Mägde noch.
Noch weilst du, Walmaid,   dem Walfeld fern.

20
„Tapfer malt   meines Vaters Tochter,

Denn vieler Fürsten   Fall sieht sie nahn.
Schwere Stücke   springen von der Mühle,
Eisen beschlagene:   doch immer gemalen!

21
„Nur immer gemalen!   Yrsas Sohn,

Halfdans Enkel   wird Frodi rächen.
Er wird von ihr   geheißen werden
Sohn und Bruder;   wir beide wißens!“

22
Die Mägde malten   aus aller Macht:

Die Jungen waren   in Jotenzorn.
Die Malstange brach,   die Mühle riß,
Der mächtige Mühlstein   fuhr mitten entzwei.

23
Die Bergriesen-   bräute sprachen:

„Nun finden wir, Frodi,   wohl Feierabend:
Genug gemalen   haben wir Mägde.“



Anmerkungen (Wikisource)

  1. Gehr, Gehren – Speer (DWB)
Empfohlene Zitierweise:
Karl Simrock (Hrsg.): Die Edda, die ältere und jüngere, nebst den mythischen Erzählungen der Skalda, 6. Aufl., Stuttgart 1876, Seite 316. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Edda_(1876).djvu/324&oldid=- (Version vom 18.8.2016)