Anonym: Edda | |
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zu erfahren, woher dem Asenvolk seine Macht komme. Wie in Wafthrudnismal Odhin sich Gangradr nennt, nimmt er den Namen Gangleri an, der gleich jenem den Wanderer bezeichnet. Die Götter machen ihm aber ein Blendwerk oder Gaukelspiel vor und zeigen sich ihm nicht in ihrer wahren Gestalt, sondern beantworten seine Fragen von einem dreifachen Hochsitze aus unter den Namen Hars, Jafnhars und Thridis, d. i. des Hohen, Gleichhohen und des Dritten. Die vorgelegten Fragen, auf welche sie keine Antwort schuldig bleiben, geben Veranlaßung, die Hauptlehren des nordischen Götterglaubens in Erzählungen darzulegen, welchen man den Namen Dämisögur, Beispielreden, gegeben hat.
2. Eine ahnliche Einkleidung hat der zweite Abschnitt, welcher den Namen Bragarödur, Bragis Gespräche, führt. Auch sie ist einem Liede der ältern Edda abgeborgt. Nach Ögisdrecka, d. i. Ögirs Gastmal, bewirthete der Meergott Ögir die Asen und brauchte bei der Beleuchtung seiner Halle Goldlicht statt des Feuerlichts, ein Mythus, der das Leuchten des Meeres von den in ihm versunkenen Schätzen abzuleiten scheint. Dieß kehrt sich nun in Bragarödur wieder um, denn hier ist es Ögir, zwar nur als ein zauberkundiger auf Hlesey wohnender Mann bezeichnet, welcher die Asen besucht und von ihnen wie Gylfi mit Gaukelspiel empfangen wird; statt des Goldlichts aber hat nun Odhin Schwertlicht, was seiner Eigenschaft als Siegsgott gemäß ist. Bei Tische sitzt Ögir neben Bragi, welche ihm die vorgelegten Fragen durch mythische Erzählungen beantwortet. Die letzte derselben bezieht sich auf den Ursprung der Dichtkunst, worüber Bragi, als der Skalde der Götter, schickliche Auskunft giebt.
3. Hieran schließt sich nun Skaldskaparmal, welches die Skaldenkunst zum Gegenstand hat, indem es die dichterischen Ausdrücke, namentlich 1. Kenningar, auf Mythen anspielende Umschreibungen, 2. Ukend heiti, einfache Benennungen wie jene, welche Alwismal aufzählt, 3. Fornöfn, in der Skaldenkunst gebräuchliche Namen der Männer, Frauen, Schwerter, Schiffe u. s. w. lehrt und aufzählt, erstere auch nach ihren mythischen Beziehungen deutet, wobei auf bekannte Skaldenlieder hingewiesen wird. Einigemal findet sich Veranlaßung, größere Stücke aus der Götter- und Heldensage einzuflechten. Auch dieß ist in Fragen Ögirs und Bragis Antworten
Karl Simrock (Hrsg.): Die Edda, die ältere und jüngere, nebst den mythischen Erzählungen der Skalda, 6. Aufl., Stuttgart 1876, Seite 340. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Edda_(1876).djvu/348&oldid=- (Version vom 31.7.2018)