Anonym: Edda | |
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24. (C. 30.) Wie ist der Sommer zu bezeichnen? Als Swasudrs Sohn, der Schlangen Trost, der Vögel Freude, fruchtbare Zeit.
25. (C. 32–34.) Wie ist das Gold zu bezeichnen? Als Ögirs Feuer, Glasirs Laub, als Sifs Haar, Fullas Haarband, Freyjas Thränen, der Riesen Wort, Stimme und Rede, als Draupnirs Tropfen, Draupnirs und der Augen Freyjas Regen oder Schauer, als der Asen Buße für Otrs Mord, als Saat auf Fyriswall, Helgis Grabdecke, als der Hand und aller Flüße Feuer, als Stein und Klippe oder Glanz der Hand. Ögirs Feuer heißt es, weil Ögir, als er von Odhins Gastmal heimfahren wollte, Odhin und die Asen nach dreier Monden Frist zu sich einlud. Bei dieser Fahrt waren Odhin, Niördr, Freyr, Tyr, Bragi, Widar, Loki und die Asinnen Frigg, Freyja, Gefion, Skadi, Idun, Sif. Thor war nicht zugegen, weil er gen Osten gefahren war Riesen zu tödten. Und als die Götter saßen, ließ Ögir leuchtendes Gold auf den Estrich tragen, das wie Feuer die Halle durchstralte und erleuchtete, wie in Walhall Schwertfeuer gewesen war. Hier schmähte Loki alle Götter und erschlug Ögirs Diener Fimafeng; sein anderer Diener hieß Eldir. Ran hieß Ögirs Gemahlin, deren neun Töchter oben genannt sind. Bei diesem Gastmal trugen die Speisen und das Öl sich von selber auf, und alles geschah von selbst was zur Bedienung gehörte. Da bemerkten die Asen, daß Ran ein Netz habe, womit sie alle fing, die sich der See vertrauten. Darum heißt das Gold Ögirs Feuer. Glasirs Laub heißt es, weil in Asgard vor Walhall ein Hain steht, Glasir genannt, dessen Laub ganz aus rothem Golde besteht, wie diese Zeilen bezeugen:
Glasir steht mit goldnem Laub
Vor Sigtyrs Saal.
Dieß ist das schönste Holz bei Göttern und Menschen.“
Von der nordischen Poetik wird der Leser schwerlich mehr zu wißen verlangen als nöthig ist, über die Form der mitgetheilten Eddalieder ins Klare zu kommen, und dazu gehören wenige Worte.
Zunächst wird die Abwesenheit des Endreims auffallen, welchen die eddische Dichtung so wenig kennt als die deutsche der ersten Periode, der aber in beiden durch den Stabreim (Alliteration) ersetzt wird. Wenn der Endreim auf dem Gleichklang der Auslaute beruht, die von dem Vocal der betonten Reimsilbe an übereinstimmen müßen, so fordert der Stabreim den
Karl Simrock (Hrsg.): Die Edda, die ältere und jüngere, nebst den mythischen Erzählungen der Skalda, 6. Aufl., Stuttgart 1876, Seite 346. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Edda_(1876).djvu/354&oldid=- (Version vom 31.7.2018)