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Anonym: Edda

Ögirs Trinkgelag, nur zu der vorausgeschickten prosaischen Einleitung. Den Hauptgegenstand bilden allerdings Lokis Schmähreden gegen die Götter und die Strafe, welche er dafür nach dem Schlußwort empfängt. In welchem Verhältnisse es zu dem vorhergehenden Liede und zu Bragarödur, einem Abschnitt der jüngern Edda, steht, ist so eben entwickelt worden.

Von der Einleitung des Liedes, mit der Skaldsk. c. 33 zu vergleichen ist, hat schon Uhland bemerkt, daß sie eine von dem Inhalt des Liedes verschiedene Darstellung des Mythus zu benutzen scheine, indem die Erzählung, wie Fimafeng von Loki erschlagen und letzterer dann von den Asen verfolgt wird, nicht zu dem Anfang des Liedes passt, woselbst Loki, ohne irgend einen Bezug auf jenen Vorgang, neu hinzu kommt. Statt Fimafengr lese ich mit Grimm G. D. Spr. 767 Funafengr (Feuerfänger), wie Eldir, der Name des andern Dieners Ögis, den Zünder bedeutet. Beide Namen scheinen auf das Goldlicht zu gehen, bei dem Ögir seine Gäste bewirthet. Über die in der Einleitung benutzte abweichende Gestalt des Mythus vermuthet nun Grimm a. a. O., daß Loki darum mit Ögis Dienern in Streit gerathen, weil er der neue Gott des Feuers sei, der Meergott Ögir aber, wie das Goldlicht und jene Namen verriethen, einst auch Feuergott gewesen sei. Vgl. jedoch Handb. §. 122.

Eins deutet doch vielleicht dahin, daß noch in unserm Liede selbst Funafengs Ermordung vorausgesetzt sei. Unter den Personen dieses kleinen Dramas treten nämlich auch Beyggwir und sein Weib Beyla auf, welche die Einleitung als Freyrs Dienstleute bezeichnet. Was diese sonst völlig unbekannten Wesen, von Uhland ihrem von Biegen abgeleiteten Namen gemäß als milde Sommerlüfte gedeutet, hier sollen, ist nicht leicht einzusehen. Beyggwir giebt Str. 45 an, er sei behülflich, daß die Gäste in Ägis Halle Äl trinken könnten, und so sehen wir auch Beyla Str. 53, wenn nicht, wie wir angenommen haben, Sif zu lesen ist, dem Loki schenken. Die Vermuthung läge nun nahe, daß die Bewirthung der Gäste von diesen beiden übernommen worden sei, nachdem Funafeng, auf den Ögir gezählt hatte, von Loki erschlagen worden war. Die ersten Worte der Einleitung sagen uns, daß Ögir mit anderm Namen Gymir hieß, Gymis Tochter (Str. 42) war aber nach D. 37 Gerdha, Freys Gemahlin, und so konnte dieser mit seinem Gefolge als zu Ögis Hause gehörig angesehen werden.

Die prosaische Schlußerzählung enthält Lokis auch sonst (D. 50), Wölusp. 38) bekannte Bestrafung, die aber mit seinen Schmähungen gegen die Götter willkürlich in Verbindung gesetzt ist.

Empfohlene Zitierweise:
Karl Simrock (Hrsg.): Die Edda, die ältere und jüngere, nebst den mythischen Erzählungen der Skalda, 6. Aufl., Stuttgart 1876, Seite 393. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Edda_(1876).djvu/401&oldid=- (Version vom 31.7.2018)