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Anonym: Edda

welche er für ständige Theile des Mahlschatzes hält, die nach älterm Recht nicht der Braut als Geschenk, sondern dem Vater als Brautkauf hätten gegeben werden müßen. Allein das Schwert behält Skirnir für sich, und der Ring wird mit Recht der Braut gegeben; auf die Einwilligung des Vaters kommt es nicht an: ohne ihn zu fragen gelobt Gerda, sich nach neun (in der Schlußstrophe drei) Nächten im Haine Barri einzufinden. Fortgelebt hat unser Lied mehr als das nahverwandte von Fiölswinsmal in dem dänischen Swendalliede, das Gruntwick Gamle folke visar II. 239 mitgetheilt und Lüning wörtlich übersetzt hat. Vgl. Handb. d. Myth. §. 30.


13. Grôugaldr.

Wir haben dieß Lied schon in unserer Einleitung als Nachahmung von Odhins Lied über die Runen, das den letzten Theil von Hawamal bildet, bezeichnet. Selbst einer offenbaren Entlehnung hat sich der Verfaßer nicht enthalten können, wie die Vergleichung unserer zehnten Str. mit Hawam. 150 ergiebt. Auch die folgende halte man mit Hawam. 155 oder mit Str. 10 von Sigrdrifulied zusammen, aus dessen Str. 13 auch unsere Str. 14 entstanden sein kann, und man wird von der Selbständigkeit des Verfaßers, der sogar die Einkleidung aus Wegtamskwida erborgt zu haben scheint, keine große Meinung hegen. In Odhins Runenlied ist übrigens alles Ethische fern gehalten: von achtzehn Liedern, deren von Str. 147 bis 164 Erwähnung geschieht, wird nichts gesagt was nicht dahin zielte, die Macht des Runenzaubers zu erweisen; in Grôugaldr dagegen spielt das Sittliche Str. 6 und 7 mit hinein, was vielleicht eine Wirkung des mit dem Runenlied verbundenen Loddfafnismals ist.

Aus Str. 13, wo schon von getauften Frauen die Rede ist, womit christliche gemeint sind, da es im Original heißt kristin daudh kona, können wir auf späte Entstehung dieser Nachahmung schließen. Wegen Str. 159 läßt sich von Odhins Runenlied nicht dasselbe sagen, denn die Taufe der Kinder war schon den heidnischen Nordländern bekannt.

Den Namen Groa anbelangend, so scheint ihn der Verfaßer willkürlich gewählt zu haben, da weder mit jener Groa, welche nach D. 59 Thors Stirnwunde zu heilen versuchte, noch mit der im ersten Buch des Saxo Grammaticus ein Zusammenhang obwalten kann.

Aus dem schon erwähnten Swendalliede läßt sich schließen, daß unser Gedicht ursprünglich mit dem in Skirnisför und Fiölswinnsmal behandelten Mythus in Verbindung stand eh es zu einer Nachbildung von

Empfohlene Zitierweise:
Karl Simrock (Hrsg.): Die Edda, die ältere und jüngere, nebst den mythischen Erzählungen der Skalda, 6. Aufl., Stuttgart 1876, Seite 406. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Edda_(1876).djvu/414&oldid=- (Version vom 31.7.2018)