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Verschiedene: Die Gartenlaube (1858)

Flotte, für jede Zahl und Gattung von Schiffen. Dalmatien hat viele solche von der Natur geschlossene, gut gedeckte Buchten und Baien, aber nächst den Bocche di Cattaro ist sicherlich die Bucht von Klek eine der vorzüglichsten. Doch da die Landzunge und ein Theil des diese Gewässer einschließenden Festlandes türkisches Gebiet mitten in österreichischen Landen und See sind, so hat man die ganze Bucht für ein Mare clausum erklärt: keiner Nation Schiffe dürfen dort einlaufen oder ankern, nicht einmal den Fischerbarken ist der Aufenthalt im Innern desselben gestaltet. Die See ist daher ganz unbelebt und öde, kein Kiel durchfurcht die Wellen, kein Fischer zieht hier seine Netze, ruhig und unbesorgt leben hier die Bewohner des Meeres vor den Nachstellungen der Menschen.

Thal von Klek. Oesterreichisches Gebiet. Grenze. Neum. Lucia. Gevan Bahri. Peïki Zaffer. Achilles mit den Booten. Türkische Landzunge.
Die Bucht von Klek, nach der Originalzeichnung eines österreichischen Marineofficiers.

Sowie die See also öde, verlassen und ruhig ist, so sind es auch die unwirthlichen Gestade, die sie einschließen. Es ist wirklich eine traurige, einförmige Einöde, doppelt traurig, doppelt einförmig für die jungen, lebensfrohen Officiere des dort stationirten österreichischen Kriegsdampfers, der, in der Nähe des Ortes Klek geankert, die Bestimmung hat, die Regeln dieses Mare clausum aufrecht zu erhalten, daher sie sich immer darnach sehnen, daß irgend ein Ereigniß eine Abwechselung in ihr hier sehr monotones Seemannsleben bringen möchte, – Begierig wurden daher die Nachrichten über die Aufstände der Raja’s in der Herzegowina gelesen. Schon lange spukte es in den verschiedensten Journalen davon, wie die Montenegriner, dieses unruhige Bergvolk, nicht mehr Platz hatten in ihren Höhlen und Felsen, wie sie oft räuberisch in türkisches Gebiet einfielen und auch die Raja’s zum Aufstande gegen deren Oberherrn, den Sultan, aufstachelten. – Jedes Zeitungsblatt beinahe brachte neue Erzählungen von frischen, frechen Gräuelthaten der übermüthigen Montenegriner und allgemein verlautete das Gerücht von einem energischen Auftreten der Türken gegen diese Uebergriffe, namentlich wurde eine Landung türkischer Truppen in Klek erwartet.

Es kamen bereits bestimmte Nachrichten, daß für diese Landung eine besondere Ausnahme gemacht und die Erlaubniß zum Einlaufen der Schiffe in die für alle Nationen geschlossene Bucht gegeben werden solle, und daß mehrere Schiffe größerer Gattung die Truppen von Constantinopel hierherführen, ausschiffen und das österreichische Wachschiff dabei interveniren sollte. Die Landung einer größeren Truppenabtheilung aber war für Klek so ungewöhnlich, so unerhört, daß man, obwohl die Nachrichten schon bestimmt und zuverlässig waren, noch immer nichts recht glauben wollte.

Indessen wurde es lebendiger, interessanter in der Bucht. Der österreichische Dampfer St. Lucia war auch angekommen, um bei der Landung gegenwärtig zu sein. Man disputirte und politisirte fortwährend über die Türken und Montenegro. Vom südöstlichsten Theile der Bucht, dort, wo der Wachtthurm liegt, gegen Neum hinauf, wurde eine soi disant-Straße von den türkischen Unterthanen hergestellt, d. h. das Gestrüpp wurde hier und da, wo es gar zu dicht war, abgehauen und einige Steine bei Seite geschafft, ein miserabler Weg. Ein Matrose wurde an der äußersten Spitze der Landzunge, an der sogenannten Santa turca, mit einer Flagge als Ausluger aufgestellt, um die zu erwartenden Schiffe zu signalisiren. Boote fuhren mehrere Male des Tages in die See hinaus, beim Wachtthurme brannte allabendlich ein mächtiges Feuer: Alles wegen der Türken.

Im türkischen Orte Neum zeigte sich auch schon reges Leben. Ganze Heerden von Maulthieren wurden aus dem Innern des Landes zum

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Verschiedene: Die Gartenlaube (1858). Leipzig: Ernst Keil, 1858, Seite 433. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Gartenlaube_(1858)_433.jpg&oldid=- (Version vom 4.8.2020)