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verschiedene: Die Gartenlaube (1864)

und erst als der Abend dunkelte und genug demonstrirt war, gingen wir zurück, uns durch den erstickenden Rauch des angezündeten und noch brennenden dänischen Lagers bei Kochendorf den Weg bahnend, um in einem Kuhstalle bei Damendorf, todtmüde, unser Haupt- und Nachtquartier aufzuschlagen.

Das ist nun eben nichts Besonderes, aber doch für den damals noch so jungen Prinzen insofern bezeichnend, als er nicht im nahen Rendsburg oder in dem comfortabeln Hause eines schleswigschen Gutsbesitzers ein weiches Federbett aufsuchte, sondern theilte, was seinen Cameraden geboten wurde. Uns Officieren des damaligen schleswig-holsteinschen Generalstabes war es während des ganzen Feldzuges überhaupt nicht geglückt, uns besonders hervorzuthun; treue Pflichterfüllung, nach Maßgabe unserer Fähigkeiten und Stellung, war allein unser zubeschiedenes Theil. Mögen aber die Schleswig-Holsteiner, deren noch Tausende im Lande leben, welche diese Kämpfe mit durchgefochten haben, erfahren, daß ihr jetziger Herzog nicht blos zum Schein mit dabei war, sondern gleich allen Uebrigen die Gefahren und Fatiguen des Krieges getragen hat.

So vielen Strapazen war indeß der zarte und damals noch in der Entwickelung begriffene Körper des jungen Prinzen nicht auf die Dauer gewachsen, und der Kummer über die Hoffnungslosigkeit der Landessache that das Uebrige. Der Prinz erkrankte bedenklich an einem Brustleiden, und eine Zeit lang war wirkliche Gefahr vorhanden. Als ich einer mir gewordenen Einladung und auch meinem eigenen Wunsche entsprechend, ehe ich Schleswig-Holstein verließ, die nur so liebe herzogliche Familie noch einmal in ihrem damaligen Aufenthaltsorte Nienstädten besuchte, fand ich den Prinzen Friedrich zwar schon in der Genesung, aber körperlich wie geistig noch so niedergedrückt, daß ich nicht ohne Besorgniß Abschied nahm.

Gott sei Dank, das Portrait, welches die Gartenlaube gebracht hat, stellt ja den Herzog körperlich in kräftiger Männlichkeit dar.

Der Himmel segne ihn und sein schönes Land!




Zur Verständigung. Die geehrte Redaction der Gartenlaube gestattet mir gewiß einige aufklärende Bemerkungen über meinen Aufsatz in Nr. 8 und die kritischen Notizen darüber am Schlusse jenes Blattes. Man kann nicht aus dem bloßen Beruf eines Mannes auf seinen Charakter schließen. Ein Jurist kann recht wohl ein Mann von Phantasie sein, trotz „corpus juris und Pandekten“. Bei einem Militär, wenn er etwas Tüchtiges leisten soll, muß das Wissen wo anders „stecken, als in seiner Säbelscheide“. Bei dem Kopfe 6 sagte ich: „mehr Mann des Wissens, als praktischer Geschäftsmann“. Unter dem letzteren Ausdruck verstand ich in diesem Gegensatz, wie aus Allem klar hervorgeht, den Mann des bloßen Erwerbes. Nun haben wir aber hier einen Mann des Wissens vor uns.

Vollends legt mir mein Herr Kritiker ganz unrichtig den Ausdruck „kein praktischer Geschäftsmann“ in den Mund. Bei 18 sagte ich: „kein Mann des Erwerbes“ und meinte damit nach allem Vorausgegangenen einen Mann, bei dem die Denkkraft stärker ist, als der Erwerbssinn. Dagegen beruft sich mein Herr Kritiker auf die großartigen Etablissements des Hrn. F. Nein, Thätigkeitssinn und Denkkraft, welche in dem Kopfe 19 vorherrschen, erklären viel besser als Erwerbssinn jene großartigen Häuserbauten. Abgesehen von diesen und ähnlichen Mißverständnissen war ich auf’s Höchste überrascht, zu erfahren, daß die Umrisse aus einer Hutmanufactur herrühren. Bei Uebersendung der Contouren war mir gesagt worden, daß sie „durch ganz authentisches Maßnehmen“ (worunter ich ein Maßnehmen von Männern der Wissenschaft verstand) genommen wurden, daß sie von auswärts der Gartenlaube zugegangen und daß ich mich ohne Scheu über den Charakter der Persönlichkeiten äußern könne. Dies zusammen, auch daß es gerade 20 Umrisse waren, machte es mir in Verbindung mit dem, was ich in meinen „Phrenologischen Reisebildern“ von Göttingen erzählte, nicht ganz unwahrscheinlich, daß die Sache von Rudolf Wagner und einigen zu diesem Zwecke vereinigten Göttinger Gelehrten ausgegangen. Da nun aber mein Herr Kritiker den Ursprung der Maße kannte, da er bedenken mußte, daß ich nicht die Köpfe untersuchte, über die ich urtheilte, sondern mir eine wissenschaftlich so unsichere Linie vor mir hatte, so durfte er nicht, wie er gethan hat, feste Urtheile gegen mich aussprechen oder gar Ausdrücke gebrauchen, wie der: „Ziemlich fehlgeschossen, Herr Scheve.“ Weit mehr wäre, da trotz Allem wohl die meisten meiner Urtheile richtig waren, ein allgemeines Wort der Anerkennung von seiner Seite am Platze gewesen. – Schließlich und hauptsächlich bemerke ich, daß mein Aufsatz durch die Redaction des beschränkten Raumes wegen vielfältige und wesentliche Kürzungen erfahren hat, die in meinen Augen dem Aufsatze so viel von seinem Werthe nahmen, daß ich denselben in dieser Gestalt nicht als den meinigen betrachten kann, wie auch die Ueberschrift nicht von mir ist. Wissenschaftlich Besseres und Gründliches findet der Leser, der sich für die Phrenologie interessiren sollte, in meinen „Phrenologischen Reisebildern“ (Cöthen 1863), eine Schrift, die sich auch zur ersten Einführung in die Phrenologie wohl eignet. –

Zusatz. Soeben habe ich mich überzeugt, um es gerade noch hier anfügen zu können, daß einer der Kopfumrisse, Nr. 15 (Adolf Böttger), wesentlich unrichtig ist.

Dr. Scheve. 




Ein braves Frauenwort. Dieses finden unsere Leser in dem Brief ausgesprochen, welcher die Gabe Nr. 9 der neuen auf den Altar des Vaterlandes niedergelegten Frauenschmucksachen begleitete, die wir in der letzten Nummer der Gartenlaube verzeichnet haben. „Ein Frauenschmuck,“ heißt es in jenem Briefe, „giebt mir den Muth, ebenfalls vor den Altar des Vaterlandes zu treten, und meine geringe Gabe darauf niederzulegen.“ Die Schreiberin bemerkt, daß sie den Kragen, dessen Auflage echter Batist, in den Mußestunden eines halben Jahres gefertigt und vom Beginn der Arbeit an für diesen Zweck bestimmt gehabt habe, und fährt dann fort: „Irre ich nicht, so wird die Broche das erste Glied einer Kette von ähnlichen Eingaben sein, denn die deutsche Frau fühlt wie der deutsche Mann … Nun erlauben Sie noch eine Bitte. Kennen Sie Niemand hier in Braunschweig, durch dessen Vermittelung wir zu gleichem Segen kommen könnten, wie die Leipziger durch Ludwig Würkert? … Für die Frauen, die nicht Zeit haben, sich selbst über die Zustande des Vaterlandes aufzuklären und ihren Patriotismus durch die Ereignisse der Gegenwart anzufeuern, sind solche Abende, wo sie zugleich Erholung und Belehrung finden, durchaus nothwendig. Ueberhaupt wird die deutsche Frau in dieser Hinsicht noch zu sehr vernachlässigt. Die Männer geben sich nicht die Aufgabe, ihren Kindern patriotische Mütter zu bilden, und leider bringen die Frauen diese Mitgift ihren Männern selten zu. Ihr Interesse wird von früh aus fast ausschließlich häuslichen Arbeiten zugewendet, und so vergessen sie nur zu oft ihre heiligste Pflicht, dem Vaterlande tüchtige und patriotische Söhne und Töchter zu erziehen. Die Männer müssen es dahin bringen, daß die Mütter keine schöneren Sprüche für ihre Kinder kennen, als: „An’s Vaterland, an’s theure, schließ Dich an, das halte fest mit Deinem ganzen Herzen!“ … „Alles für Gott und Vaterland!“ …“

Die Unterschrift dieses Briefes lautet: „Eine Ameise, die auch ihr Sandkorn bringt.“




Originelle Obstlese. Ich hatte in meinem Garten einen sogenannten Stegelbirnbaum, dessen Früchte sich bekanntlich durch ihre Süßigkeit auszeichnen. Trotzdem nun, daß der Baum viele Früchte trug, und dieselben auch oft fielen, konnte ich doch fast niemals eine finden. Dies brachte mich auf den Gedanken, daß mich Diebe darum prellten, und ich beschloß, einmal aufzupassen.

Ich legte mich an den Zaun und beobachtete das häufige Fallen der Birnen. So hatte ich ungefähr eine Stunde gelauscht, als ich einen Igel sehr behutsam aus einem nahen Busche herauskommen sah. Ich hielt mich still. Der Igel, der mich nicht bemerkte, lief unter den Baum und trug alsbald eine am Boden liegende Frucht an den Stamm. Diesen Gang wiederholte er noch fünfzehnmal und trug die Früchte allesammt auf einen Haufen, sodaß er also sechzehn Birnen zusammen hatte. Dann spreizte er seine Stacheln aus, wälzte sich auf den Früchten herum und ging sichtlich befriedigt mit der auf seinem Rücken haftenden Beute von dannen, die er dann, wie ich beobachtete, seinen nicht sehr entferten Jungen zutrug. Selbstverständlich störte ich den wackern Birnendieb nicht, der durch diesen Streich, der schon oft genug für eine Fabel erklärt worden, nur in meiner Achtung gestiegen war.

Es ist ihm der süße Lohn auch wohl zu gönnen, denn er bringt wahrlich durch die massenhafte Vertilgung der Mäuse und andern Ungeziefers mehr Nutzen, als er Schaden (?) macht. Deshalb füge ich die Bitte an alle Landwirthe und Grundbesitzer bei, das nützliche Thier doch ja zu schonen und seiner Vermehrung auf alle mögliche Weise förderlich zu sein.

B. L. 




Zur Nachricht. Nach allen Berichten ist die Noth der erst von den Dänen bis auf das Blut ausgesogenen und jetzt durch die Verwüstungen des Kriegs zum Theil ihrer letzten Habe beraubten treuen Schleswiger eine so herzbrechende, daß es Pflicht eines Jeden wird, nach Kräften den armen Brudern zu Hülfe zu kommen. Ich glaube deshalb nur im Sinne der edlen Geber und Geberinnen gehandelt zu haben, wenn ich von den bei mir eingegangenen zahlreichen Spenden des deutschen Patriotismus die Summe von Ein Tausend Thalern dem aus einer Anzahl der wackersten Bürger Hamburgs gebildeten „Hülfs-Comité für die Kriegsbeschädigten in Schleswig“ zu zweckmäßiger Vertheilung an die Bedrängten übersandte, – umsomehr, da die von mir gesammelten Gelder zur Organisation einer schleswig-holstein’schen Armee vorläufig doch nicht verwendet werden können.

Möge damit wenigstens da und dort eine bittere Thräne der Angst und Verzweiflung getrocknet werden!

Leipzig, 1. März 1864.

Ernst Keil. 

Die Innung der Zukunft,
Blätter für das Genossenschaftswesen (Associationen).
Volkswirthschaftlich und statistisch.
Als Organ der Anwaltschaft deutscher Erwerbs- und Wirthschafts-Genossenschaften
herausgegeben von Schulze-Delitzsch.
Jahrgang 1864. Preis 1 Thaler jährlich.

Die Zahl und Bedeutung der Associationen hat in den letzten Jahren in außerordentlicher Weise zugenommen, und es ist bei dem genossenschaftlichen Streben im gewerblichen Mittelstande anzunehmen, daß dieser die einzige seine Zwecke fördernde Zeitung zur immer solideren Begründung seiner Associations-Institute auch in dem neuen Jahrgange willkommen heißen wird.

Da das Blatt vom Jahre 1864 an völlig in den Verlag des Unterzeichneten übergegangen ist, so sind alle Bestellungen darauf nicht bei der Redaction, sondern nur durch den Buchhandel oder die Post zu machen, und eben dahin auch alle Zahlungen zu leisten. Das Blatt erscheint 1864 in der bisherigen Stärke von 16 Bogen, jedoch in 12 regelmäßigen Monatslieferungen und zu dem Preise von 1 Thlr. jährlich, ohne Rücksicht auf die Zahl der Exemplare.

 Leipzig

Ernst Keil. 
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