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verschiedene: Die Gartenlaube (1856)

Das Mastodon.

Zweigen, Blättern und anderm Pflanzenstoff erkennen, die unter den Rippen, in der Höhlung, welche dieselben einschließen, vom Brustbeine an bis zum Becken, ziemlich fest verbunden mit der concaven Seite der Knochenwände der Bauchhöhle, lag. Die größten Stücke der zerkaueten Zweige hatten ein Viertel bis drei Achtel Zoll im Durchmesser, und waren einen bis anderthalben Zoll lang. – Sie sahen aus „wie in einem Schraubestock zerdrückt.“ Diese grobzermalmten Zweige- und Blätterreste bildeten an der Stelle, wo sich der Magen befunden haben muß, eine Masse von gegen sechs Scheffeln; ein Streifen fein zertheilten Pflanzenstoffes, drei Fuß lang und vier Zoll im Durchmesser, lief in der Richtung des Darmes bis unterhalb des Beckens. Durch mikroskopische Untersuchung der am wenigsten veränderten Zweigreste erkannte man, daß die von röthlicher Farbe von einem fichtenartigen Baume herrührten, während die von schwarzer Farbe von verschiedenen Baumarten waren. Einer der berühmtesten Botaniker, dem Proben davon zur Untersuchung gesandt wurden, erklärte: „Die Struktur ist eine mir unbekannte, obgleich ich etwas Aehnliches in versteinerten Hölzern gesehen habe.“

Der merkwürdige Fund wurde von Dr. Warren in Boston gekauft, der die einzelnen Knochen auf seine Kosten zusammensetzen und das Gerippe in einem eigens dafür aufgeführten feuerfesten Gebäude aufstellen ließ, wo es nun seit 1850 zu sehen ist. Der Eigenthümer ließ ferner von dem Ganzen, wie von verschiedenen Theilen ganz genaue Zeichnungen machen, dieselben sorgfältig in Kupfer stechen und schenkte Abdrücke davon nebst einer äußerst gründlichen, wissenschaftlichen, ausführlichen Abhandlung über dieses vorweltliche Thier an verschiedene Anstalten in Amerika und Europa. Er ist bei seinen Untersuchungen über die wahrscheinliche Lebensweise und Nahrung dieses vorweltlichen Thieres zu dem Resultate gekommen: „Das Mastodon besaß ohne Zweifel auch einen Rüssel, dessen Zweck, wie bei dem noch jetzt lebenden Elephanten, war, Baumzweige als Nahrung zu fassen und abzubrechen und die eigenthümlich eingerichteten sehr harten Zähne waren vollkommen geeignet, solche Nahrungsstoffe genügend zu zermalmen.“

Zum Schlusse noch für unsere Leser die Bemerkung, daß der Name Mastodon, Zitzenzahn, dem Thiere wegen der Form seiner Kau-Zähne gegeben worden ist, die Ähnlichkeit mit den Zitzen eines Kuheuter haben und daß derselbe Mástodon (das o in der Mitte kurz) ausgesprochen wird.




Eine Nacht in Ostindien.

Ich war, erzählte mein Freund, der Oberst Aston, nach Scharwar beordert worden und hatte für die Nacht mein Zelt unter jenen niedrigen, felsigen und unfruchtbaren Bergen aufgeschlagen, auf deren einem die Festung Drug oder Chittledrug sich erhebt. Nachdem ich einen Theil des Tages mit der Besichtigung dieser noch beträchtlichen Besitzung des Rajahs von Mysore zugebracht, entschloß ich mich, den langen Nachmittag mit der Jagdflinte zu verkürzen, denn das edle Waidwerk war von jeher meine liebste Erholung. Meinen Dienern bedeutete ich, mich vor dem Dunkelwerden nicht zu erwarten, sich aber für den nächsten Morgen zum Aufbruch zu rüsten und lenkte denn meine Schritte nach einem der Gehölze, die östlich von der Ebene liegen.

Der junge Bursche, den ich mit mir genommen, um mir gewissermaßen als Führer zu dienen, leistete mir ganz treffliche Dienste, wenn er sich auch einige Male weigerte, mir in gewissen Richtungen zu folgen, indem er behauptete, an jenen Orten befänden sich Tiger und Panther. Das Glück begünstigte mich, denn schon vor fünf Uhr hatte ich ein paar Florikins, die vortrefflichste Art der Trappen, ein paar Hasen und einen Sirus

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verschiedene: Die Gartenlaube (1856). Ernst Keil, Leipzig 1856, Seite 393. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Gartenlaube_(1856)_393.jpg&oldid=- (Version vom 20.8.2021)