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Verschiedene: Die Gartenlaube (1869)


besser, als das Wasser in Form eines äußerst fein zertheilten Staubregens niederfällt. In Ermangelung eines anderen Instrumentes kann eine Bürste dienen. Diese wird in Wasser getaucht, welches etwas über die Lufttemperatur erwärmt sein darf, mit der Bürstenseite nach oben gewendet und dann mittels eines Stäbchens gegen sich fahrend in etwas raschem Tempo abgestrichen. Weit bequemer sind die in neuester Zeit bekannt gewordenen Verstäubungsapparate (rafraichisseur), wie man sie in jeder Handlung physikalischer Apparate um geringen Preis erstehen kann. Mit einem solchen Instrumentchen geht die Besprengung leicht und gleichmäßig von Statten, während es zugleich eine möglichst allseitige Benetzung der Blätter gestattet. Im Sommer mag ein solcher feiner Staubregen des Morgens und gegen Abend verabreicht werden, wobei jedoch darauf zu achten ist, daß die besprengten Gewächse, so lange sie naß sind, durchaus nicht von der Sonne beschienen werden, weil dadurch sogenannte Brandflecken entstehen und die Blätter verderben. Im Herbste muß man je nach der Temperatur sehr sorgsam zu Werke gehen und an etwas kühlen Tagen lieber nicht oder doch nur bei geschlossenem Zimmer spritzen. Zur Winterzeit, so lange die Pflanzen ruhen sollen, also bis zum März hin, hört man unter Umständen mit dieser Arbeit ganz auf und verfährt beim Wiederbeginn derselben recht vorsichtig. Jedenfalls nehme man das Bespritzen zu dieser Zeit nur einmal des Tages und zu einer Tageszeit vor, wann das Zimmer recht gut durchwärmt ist und zwischen ihm und der Abkühlung während der Nacht ein gehöriger Zwischenraum liegt.

Ueber das Versetzen, die für die verschiedenen Pflanzengattungen zu verwendenden Erdmischungen etc. müssen wir hier, wo es sich nicht um die Zimmercultur überhaupt, sondern nur um die besondere Behandlungsweise einer bestimmten Reihe von Gewächsen handelt, hinweggehen. Nur das sei erwähnt, daß die meisten Blattpflanzen ein öfteres Umsetzen in größere Töpfe gerade nicht erfordern, wenn man dieselben sonst sorgfältig behandelt und ihnen eine geeignete Düngung zu Theil werden läßt. Hierzu eignet sich aber nach eigenen Erfahrungen am besten und wohl einzig das Begießen mit einer schwachen Leimlösung von einem bis ein und einem halben Loth auf drei Quart Wasser,[1] wenn dieselbe in acht- bis vierzehntägigen Perioden (während des Sommers) wiederholt wird. Dieses Düngemittel wird von allen unseren Pflanzen gut vertragen, es übertreibt dieselben nicht und befördert dennoch den Wuchs sowie das frische, kräftige Aussehen; man kann bei Verwendung desselben jüngere Pflanzen schon etwas längere Zeit auch in einem kleinen Topfe stehen lassen und braucht bei älteren das Versetzen nur nach ein paar Jahren vorzunehmen.

Nicht genug aber, daß wir unseren Pfleglingen, so weit es in unserer Macht steht, die Bedingungen zu ihrem freudigen Gedeihen gewähren; es gilt außerdem auch alle diejenigen Einflüsse von ihnen abzuhalten, welche gerade bei der Zimmercultur für die Entwicklung und das schöne Aussehen sich als besonders nachtheilig erweisen. Dahin gehören vor Allem Staub, ungebrochenes Sonnenlicht, zu große Bodennässe und Wurzelerkältung.

Der Staub, welcher namentlich die Thätigkeit der Blätter und grünen Stengeltheile beeinträchtigt und dem ganzen Aussehen der Pflanzen gerade nicht zum Vortheile gereicht, ist ein wahres Kreuz für den Pflanzeninhaber. Bannen läßt er sich nicht, da er in bewohnten Zimmern nicht vermieden werden kann. Man muß ihn also möglichst von den Pflanzen abzuhalten suchen oder darf ihn sich nicht auf den Blättern in merkbarer Menge ansammeln lassen. Ersteres läßt sich bei nicht zu vielen und großen Pflanzen leicht dadurch bewerkstelligen, daß man dieselben während des Reinigens und Ausstäubens mittels einer leichten Decke aus Gaze schützt; Letzteres verlangt ein von Zeit zu Zeit wiederholtes Abwischen der Blätter und Stengel mittels eines zarten, in laues Wasser getauchten Schwämmchens, wobei darauf zu achten ist, daß die betreffenden Organe nicht zu sehr hin und her gebogen, oder die ganze Pflanze zu stark gerüttelt wird. Nächst der Beseitigung des Staubes trägt diese Arbeit auch viel zur Fernhaltung und Vernichtung von Insecten und dgl. bei, welche dabei dem Auge kaum entgehen und entfernt werden können.

Das Sonnenlicht, so wohlthätig es im Allgemeinen auf den Vegetationsproceß wirkt, kann doch, wenn es im Zimmer ungebrochen längere Zeit auf ganze Pflanzen oder einzelne Blätter wirkt, recht nachtheilig werden. Man muß es sich daher zur Regel machen, mindestens in der heißen Jahres- und zur Mittagszeit seine Pfleglinge zu beschatten. Am einfachsten geschieht dies durch Vorziehen eines lichten Vorhanges, damit das Licht möglichst wenig abgeschnitten wird. Es kann aber auch die oben erwähnte Gazedecke dazu dienen, wenn man sie auf einem besonderen Träger an einem kreisförmig gebogenen Drahte befestigt und nach der Sonnenseite gleich einem Schleier über die Pflanzen fallen läßt. Die strahlende Wärme des Ofens, welche so häufig an dem Eingehen der Pflanzen schuld ist, kann durch diese Vorrichtung gleichfalls abgehalten werden. Noch besser aber dient hierfür ein entsprechend breiter und hoher Schirm, der vor den Ofen gestellt wird.

Uebernässe des Bodens hat ihren Grund in zu reichlichem, Wurzelerkältung – während der kühleren Jahreszeiten – im Gießen mit zu stark abgekühltem Wasser. Gerade hierin aber wird recht oft gefehlt. Im Sommer verursacht das etwas Zuviel wohl weniger Schaden, desto mehr aber in den kühlen und kalten Jahreszeiten. Sobald die Tage im Herbste kühler werden, mäßige man das Begießen mehr und mehr und nehme es im Winter, wo manche Pflanzen, wie die Bromeliaceen, ganz trocken stehen können, nur dann vor, wenn der Wurzelballen beinahe ganz ausgetrocknet erscheint, worüber man sich durch den helleren Klang der mit dem Finger beklopften Töpfe unterrichten kann. Die meisten unserer Blattpflanzen, namentlich die mit härteren Stengeln und Blättern dürfen, wenn für die nöthige Luftfeuchtigkeit gesorgt ist, in dieser Jahreszeit je nach der Größe der Töpfe wohl vier bis fünf, ja sechs bis acht Tage stehen, ehe eine erneute Wasserzufuhr nothwendig wird. Diese bestehe dann aber aus Fluß- oder Regenwasser, welches mindestens die Temperatur des gut durchwärmten Zimmers oder eine wenig höhere (einen bis drei Grad) besitzt, und geschehe zu einer Tageszeit, wo die nächtliche Abkühlung des Zimmers nicht zu bald nach dem Gießen erfolgt, also etwa in den Stunden von zehn Uhr des Morgens bis Mittag.




Prinz Kaiman.
Ein Erlebniß aus dem griechischen Archipel.
Von Ch. v. Vincenti.

Anfangs Juni hatte ich mich im Piräus auf dem griechischen Dampfer „Panhellenion“ nach Naxos eingeschifft. In Syra nahmen wir einen Passagier in Empfang, bei dessen Anblick ich unwillkürlich zusammenschrak. Er war nämlich eine genaue Copie meiner eigenen Person. Ein bleicher Mann von hochgewachsener Gestalt, trug er, wie ich, gelocktes, schwarzes Haar, dunklen Vollbart, einen schwarzen, talarähnlichen Ueberrock und einen Tuneser Fez mit langherabfließender, blauer Seidentroddel. Der Unbekannte verrieth übrigens durch sein aus einem armenischen Secretair, einem Leibhusaren in Palikarencostüm, zwei bronzefarbenen Dienern und einem allerliebsten Negerpagen bestehendes Gefolge den Mann von Stand. In der That erfuhr ich alsbald durch den Capitän, einen redseligen Syroten, daß mein Doppelgänger kein Geringerer als seine Herrlichkeit der Prinz Kaiman sei. Dieser Name frappirte mich allsogleich, und ich erinnerte mich, bei meiner Nilreise zu Assuan von einem Fabelprinzen dieses Namens gehört zu haben, von dem mir der Scheik der Katarakte als einem fremden Königssohne erzählte, der vor Kurzem auf der Insel Philä Schätze gegraben, zum Kurzweil Krokodile geschossen und – wunderlich genug – selbst ausgestopft habe. Ich glaubte damals an den

  1. Man bereitet die Lösung, indem man die erforderliche Menge von Leim in kleinen Stücken über Nacht in wenig Wasser weicht, den nächsten Tag unter Erwärmung und Umrühren die Auflösung herbeiführt und hierauf die passende Menge Wasser zufügt. Mit dem Gießen abzuwarten, bis der Leim in Zersetzung übergeht, ist nicht nöthig, da dieser Proceß auch im Boden leicht vor sich geht.
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Verschiedene: Die Gartenlaube (1869). Leipzig: Ernst Keil, 1869, Seite 248. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Gartenlaube_(1869)_248.jpg&oldid=- (Version vom 13.9.2022)