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Verschiedene: Die Gartenlaube (1869)

is det Janze, zehn Mal Feuer mit Zielen uf de Minute, pah!“ Es war köstlich, zu beobachten, mit welch verschiedener Auffassung die umstehenden Kaiserlichen seinem Vortrage folgten; hier der auf seine Bärenkraft im einzig anständigen Bajonnetkampf vertrauende Gratzer Sergeant vom Regiment Belgien mit verächtlichem Gleichmuth; ihm secundirend der Oberjäger vom achtzehnten Bataillon: „Loß ihm nur gehn mit seinem Krikelkrakel; gegen unsern Stutzen kommt er halt doch nimmer auf!“ Daneben wieder die braunen Söhne der Ungar-Pußta von Coronini-Infanterie, denen das Ding doch wohl schon etwas einleuchtender schien, etc.

Vortrag über das Zündnadelgewehr.
Nach der Natur aufgenommen von Prof. W. Camphausen.

Wenige Stunden darauf zeigte ich, auf Befragen, ob ich schon etwas für mein Skizzenbuch gefunden, unserm Kronprinzen zu dessen großem Ergötzen die mit einigen flüchtigen Strichen hingeworfene Gruppe, die denn nun auch wenigstens den Vorzug hat, daß sie nicht erfunden, vielmehr ohne alle Zuthaten der Wirklichkeit entnommen ist.

Damals ahnte freilich Keiner von uns, daß, wie der Feldzug gegen Dänemark nur das Vorspiel zu dem gewaltigen Drama des Jahres 1866 war, auch diese kleine Episode, die die erste Bekanntschaft Oesterreichs mit der preußischen Zündnadel so launig charakterisirte, so bedeutsam in Bezug auf den größeren Maßstab der nahenden Zukunft werden sollte. Ein wie viel überzeugenderes argumentum ad hominem für die furchtbare Waffe haben die ungläubigen, braven, aber schlechtberathenen Völker des sieg- und ehrenreichen Oesterreichs auf den blutgetränkten böhmischen Feldern an sich selbst erfahren müssen![1]



  1. Wir müssen der obigen Mittheilung eine Bemerkung anfügen. Unsere Artikel und Bilder über den jüngsten und hoffentlich letzten „deutschen“ Krieg sollen nichts weniger als eine Verherrlichung des Krieges an sich und der siegenden Macht sein. Allerdings haben wir Autoren und Künstlern das Recht ihrer Auffassung der Sache nicht verkümmert, und so mag hie und da ein „glorreich“ oder „ruhmwürdig“ für irgend eine That mit unterlaufen sein, aber sicherlich nicht gegen die Wahrheit. In dieser Beziehung hat die Gartenlaube sich ihre Objectivität bewahrt: es kann ihr nur darum zu thun sein, der gegenwärtigen Generation ein getreues Bild der nun einmal nicht wegzustreichenden, in unser innerstes Volks- und Staatsleben tief eingreifenden Ereignisse und dadurch dem zukünftigen Geschichtsschreiber eine verläßliche, redliche Quelle für dieselben zu überliefern.
    Die Redaction.     
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Verschiedene: Die Gartenlaube (1869). Leipzig: Ernst Keil, 1869, Seite 469. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Gartenlaube_(1869)_469.jpg&oldid=- (Version vom 10.9.2022)