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Verschiedene: Die Gartenlaube (1870)

Kriegshelden Frankreichs aus allen Epochen seiner Geschichte. Es war uns, als sei erst mit diesem Augenblick das Elend und der Raub gerächt, die Schmach getilgt, womit jener Selbstherrscher das deutsche Reich und seine schönen Grenzlande heimgesucht, traditionelle Politik der Schädigung, Vergewaltigung, offner und heimlicher Befehdung und Hinderung Deutschlands einleitend, welcher keine der nach ihm folgenden französischen Regierungen untreu geworden ist. Der Kronprinz fühlte sehr wohl und tief die ganze Bedeutung dieses geschichtlichen Augenblickes. Aber diese Empfindung äußerte sich bei ihm, seiner gesunden, jedem gemachten Wesen abholden, Natur und Sinnesart gemäß, als eine ernste, stille Freudigkeit, und wie immer blieben alle sonst den Fürsten so geläufigen und beliebten triumphatorischen Manieren auch jetzt von ihm fern, wo die Situation so sehr aufzufordern schien, dieselben in Scene zu setzen.


Wie unsere Leute draußen in die Heimath schreiben.
Auf der Landstraße nach Wörth aufgenommen von Prof. P. Thumann.

Nur einmal während des bisherigen Aufenthalts des Hauptquartiers in Versailles gab er und mußte er dem Bewußtsein von der Idee dieses Ereignisses; der Anwesenheit eines siegreichen, rein deutschen Heeres in Versailles, einen lauten, öffentlichen, entschieden betonten Ausdruck geben. Es waren in jenen Tagen gerade noch nachträglich zahlreiche Auszeichnungen, eiserne Kreuze etc., zur Vertheilung unter die verdientesten Mannschaften im Hauptquartiere eingetroffen. In den Vormittagsstunden des 27. September wurden die deutschen Truppen allarmirt und marschirten in voller Paradeausrüstung und tadellosem Parademarsch von den Seitenstraßen her zur großen Avenue de Paris und zum Platze vor dem Schlosse, wo sie im weiten Kreise Aufstellung nahmen. Gerade am Sockel der Reiterstatue Ludwigs des Vierzehnten stand der Kronprinz, umgeben von den Generalen und Ordonnanzofficieren seines Hauptquartiers und den deutschen Fürsten und Fürstensöhnen, welche sich demselben angeschlossen haben. Der helle, heiße Sonnenglanz des schönsten Septembertages blitzte auf den Waffen und den Stickereien der Uniformen, spiegelte auf dem Erz des kolossalen Standbildes und beleuchtete von oben her scharf den edlen blondbärtigen Kopf und die hohe machtvolle Mannesgestalt des königlichen Heerführers der deutschen Truppen. Wie stolz und majestätisch

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Verschiedene: Die Gartenlaube (1870). Leipzig: Ernst Keil, 1870, Seite 749. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Gartenlaube_(1870)_749.jpg&oldid=- (Version vom 29.12.2019)