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Verschiedene: Die Gartenlaube (1884)

lernt. Aber wie pfeift er dann auch! Mit einer Süßigkeit des Pfiffs, wie kein andrer Vogel. Selbst die Querpfeife des Vogelnazi kreischt dagegen. Und wie er die Tonhöhe festhält! Wenn er für sich allein pfeift, fängt er nicht etwa das eine Mal mit c, das andere Mal mit d an. Zuerst wird der richtige Anfangston ausprobirt; sagen wir c. „Tüht“ – das war a; falsch. „Tüht“ – d, wieder falsch. „Tüht“ – cis, das paßt schon besser. „Tüht“ c, richtig. Nun kann’s angehen.

Zarte Geschöpfe sind sie, diese Dompfaffenkünstler, die allerzartesten ihres Geschlechts. Sie haben Nerven, ganz unglaublich empfindsame Nerven. Ein unerwarteter Donnerschlag – und sie hören auf zu leben. Ich sehe ihn noch: ein wunderbarer Pfeifer war es, und er hing vor dem Fenster des Mannes, der mich, wie ich sagte, nahe angeht. Es war an einem sonnigen Frühlingsvormittag. Da flattert es im Käfig – noch ein paar Zuckungen in Krämpfen, ein paar matte Flügelschläge, und aus war es mit ihm.

Warum?

In der blauen Luft droben schwebte ein Bussard.

Victor Blüthgen.     


Volkssanatorien für Lungenkranke. Die Entdeckung des Schwindsuchtspilzes durch Koch hat die Tuberkulosenfrage seit zwei Jahren in den Vordergrund des ärztlichen Interesses gerückt. Es ist aber nicht allein die Aetiologie, das heißt die Frage nach dem Entstehen der Schwindsucht, welche dadurch der Lösung bedeutend näher gerückt und in ganz neue Bahnen gelenkt ist, sondern der Arzt forscht mit noch mehr Recht als früher nach Ergründung der Fragen: Wie ist die Tuberkulose zu verhüten, wie ist sie zu heilen? Während nun die Frage nach der Verhütung (Prophylaxe) der Schwindsucht noch größtentheils der Lösung harrt – man ist in dieser Beziehung noch nicht über allgemeine, respective undurchführbare Rathschläge hinaus gekommen – steht es mit der Heilung dieser Krankheit nicht mehr ganz so schlimm.

Tausendfältige Erfahrung lehrt, daß ein langandauernder Aufenthalt im Höhenklima unter sachverständiger ärztlicher Leitung, in möglichst frühzeitigem Stadium begonnen, oft erstaunliche Heilresultate aufzuweisen hat. Aber ein solcher Aufenthalt ist durch seine lange Dauer kostspielig und daher nur relativ Wohlhabenden zugängig, während Unbemittelte, die ja bekanntlich gerade der Schwindsucht viel mehr ausgesetzt sind, unrettbar dem Tode entgegensiechen. Wer, wie Schreiber dieses, jahraus jahrein das grenzenlose Elend vor Augen hat, welches die Schwindsucht in den Familien anzurichten im Stande ist, dem blutet das Herz angesichts der Thatsache, daß so vielen mit den größten Vorzügen des Geistes und Gemüthes ausgestatteten Schwindsüchtigen der ärmeren Classe die Rettung versagt ist einfach des schnöden Geldmangels wegen.

Schon vor zwei Jahren trat ich in einem Artikel der Nr. 34, 1882 der „Gartenlaube“ für Errichtung von Volkssanatorien für unbemittelte Lungenkranke ein. Mein Aufsatz hatte den Erfolg, daß außer einem Legate von etwa 25,000 Mark, welches aber gewisse Vorzugsberechtigte stipulirt, etwa 800 Mark gesammelt worden sind. Aber was will das sagen gegenüber der großen Noth! Im großen Ganzen fiel meine Anregung auf sterilen Boden. Um so größer ist meine Freude zu sehen, wie doch allmählich sich berufene Kreise meiner Idee bemächtigen. In Wien hat Professor Schnitzler in einer Versammlung der dortigen Aerzte warm die Errichtung von Heilanstalten für Lungenkranke außerhalb der großen Städte empfohlen, und in Deutschland greift Dr. Ladendorf in St. Andreasberg den Plan wieder auf in einem beredten Artikel der Nr. 22 der „Deutschen Medicinal-Zeitung“, dessen Lectüre ich sehr empfehle.[1]

Sollte sich in Deutschland nicht eine Vereinigung von bekannten und allgemein geachteten Männern finden, welche die Sache etwa nach dem Muster der Reichsfechtschulen oder des Vereins für Kinderheilstätten in die Hand nähme und zu gutem Ende führte? Sollte sich nicht ein bemitteltes Elternpaar, dem der einzige hoffnungsvolle Sohn oder die blühende Tochter der Schwindsucht zum Opfer fiel, veranlaßt finden, durch eine namhafte Spende den Grundstein zu legen zu dem ersten Volkssanatorium für Schwindsüchtige, um so andern Leidenden die Heilung zu ermöglichen, welche ihrem Kinde versagt war? Wenn durch freiwillige Beiträge, Lotterie etc. auch nur erst ein einziges Sanatorium für arme Lungenkranke gegründet ist, wird der Erfolg bald jede Provinz zur Nachahmung anspornen und der Segen ein großer sein. Darum auf, wer ein Herz hat für’s Volk und die Milderung seines Elendes!

Dr. Driver-Reiboldsgrün.     
  1. „Ueber die Gründung von Volkssanatorien für Phthisiker“. Preis 20 Pfg. Verlag von Eugen Grosser, Berlin.

Ein vermißtes Kind! Ein Knabe von dreizehn Jahren, Eduard Schäfer, hat am 30. April seine Eltern in Hörde (Westfalen) verlassen und ist seitdem nicht wieder aufzufinden gewesen. Er hat ein schmächtiges Aussehen, blondes Haar, längliches Gesicht, an der linken Hand eine Narbe. Die öffentliche Theilnahme wird sicherlich den sorgenerfüllten Eltern gern beistehen.


Quittung. Auf die in Nr. 18 der „Gartenlaube“ ausgesprochene „Bitte“ für einen verdienten und dennoch bedrängten Schriftsteller sind eingegangen:

Von der Verlagshandlung der „Gartenlaube“ Mark 50; aus Cönnern a. d. S. 2; Ungenannt 1; Heinrich Scheel in Stralsund 10; aus Mingolsheim Ungenannt 10; E. B. von einer langjährigen Abonnentin 30; H. G. in Lobenstein 10; M. F. in Luckau i. d. L. 10; M. in Dortmund 10; von „Einem Zufriedenen“ in Auerbach i. V. 5; Frau M. Wessel in Pirna 5; Dinckelberg in Sondershausen 5; H. in Berlin 3; Ein dankbares Herz in Dresden 20; C. H. in Pforzheim 3; Z. in Naumburg 1; F. R. in Berlin, 16 Thierg. 8; Dr. H. in Würzburg 5; C. M. R. in Pegnitz 0,50; Sara Maier in Karlsruhe: „Wenig aber von Herzen“ 10; A. B. in Regensburg 8; von Einem, der auch fast sein Lebelang mit seiner Feder sich und die Seinen hat ernähren müssen 5; Kosmopolit 5; ein alter Freund und Verehrer der „Gartenlaube“ in Sonoma (5 Dollar) 20,75.

Wir haben in diesem Falle den Opferstock aufgestellt für eine wenig in die Augen springende Bedrängniß, die doch der Beachtung so werth ist und der Abhülfe so sehr bedarf, daß wir die Theilnahme unserer Leser nochmals auf sie hinlenken möchten.



Allerlei Kurzweil.


Magisches Tableau: Das Gespenst.


Zahlen-Räthsel.

1 2  
2 3
 
Anstatt der Ziffern 1, 2 und 3 sind entsprechende Buchstaben zu setzen. Liest man alsdann die Zeilen in wagerechter und senkrechter Richtung, so ergeben die Ziffern 1 und 2, sowie 2 und 3 je den Namen eines Flusses.


Kleiner Briefkasten.

H. C. in Mannheim. Die Beantwortung Ihrer ersten Frage hängt wesentlich von der körperlichen Constitution des jungen Mannes ab; richten Sie Ihre Anfrage deshalb an einen dortigen Arzt. – Durch die verschiedenen Buchstaben auf den Münzen (Münzbuchstaben) werden die Münzstätten bezeichnet. So bedeutet auf deutschen Münzen A: Berlin, B: Hannover, C: Frankfurt, D: München, E: Dresden, F: Stuttgart, G: Karlsruhe, H: Darmstadt, I: Hamburg.

S. in B. Die allgemeine deutsche Pensionsanstalt für Lehrerinnen und Erzieherinnen steht unter dem Protectorate der deutschen Kronprinzessin. Die Zahl der Mitglieder beträgt gegenwärtig über 1100; im Genuß einer Pension stehen 39 Mitglieder. Alles Nähere erfahren Sie aus dem Jahresberichte für 1883, den wir Ihnen zur Durchsicht empfehlen.

E. Sch. in Budapest. Nicht geeignet.

Herrn Revierförster B. Vielleicht kann ein tüchtiger Taubstummenlehrer Ihrem Sohne Hülfe bringen. In der Provinz Posen finden sich Taubstummenanstalten in Schneidemühl, Bromberg und Posen.

K. E. 100. Wir empfehlen Ihnen Albrecht, „Lehrbuch der Gabelsberger’schen Stenographie“. 37. Aufl. Hamburg 1881.

H. Sch. in Wien, J. Tr. in Wiesbaden, Dr. B. in Berlin, K. H. in K. Nicht geeignet.

Zwei ausgediente Soldaten. Die Erhebung des Grafen von Wrangel zum Generalfeldmarschall erfolgte am 15. August 1856 gelegentlich seines sechszigjährigen Dienstjubiläums.

B. J. Anonyme Anfragen können wir nicht berücksichtigen.




Inhalt: Brausejahre. Bilder aus Weimars Blüthezeit. Von A. v. d. Elbe (Fortsetzung). S. 405. – Die Kindheit eines Riesen. Von Johannes Scherr. I. S. 410. – Scesaplana und Lünersee. Von C. S. S. 413. Mit Illustrationen S. 413 und 417. – Salvatore. Napoletanisches Sittenbild. Von Ernst Eckstsin (Schluß). S. 414. – Aus Pompeji. S 418. Mit Illustrationen S. 419, 420 und 421. – Erinnerungen an einen Millionenfürsten. Von Hermann Heiberg. S. 422. – Blätter und Blüthen: Das Concert. Von Victor Blüthgen. S. 423. Mit Illustration S. 409. – Volkssanatorien für Lungenkranke. Von Dr. Driver-Reiboldsgrün. – Ein vermißtes Kind! – Quittung. S. 424. – Allerlei Kurzweil: Magisches Tableau: Das Gespenst. – Zahlen-Räthsel. – Kleiner Briefkasten. S. 424.




Nicht zu übersehen!

Mit nächster Nummer schließt das zweite Quartal dieses Jahrgangs unserer Zeitschrift. Wir ersuchen die geehrten Abonnenten, ihre Bestellungen auf das dritte Quartal schleunigst aufgeben zu wollen.


Die Postabonnenten machen wir noch besonders auf eine Verordnung des kaiserlichen General-Postamts aufmerksam, laut welcher der Preis bei Bestellungen, welche nach Beginn des Vierteljahrs aufgegeben werden, sich pro Quartal um 10 Pfennig erhöht (das Exemplar kostet also in diesem Falle 1 Mark 70 Pfennig statt 1 Mark 60 Pfennig). Auch wird bei derartigen verspäteten Bestellungen die Nachlieferung der bereits erschienenen Nummern eine unsichere.

Die Verlagshandlung. 


Verantwortlicher Herausgeber Adolf Kröner in Stuttgart.0 Redacteur Dr. Fr. Hofmann, Verlag von Ernst Keil’s Nachfolger, Druck von A. Wiede, sämmtlich in Leipzig.
Empfohlene Zitierweise:
Verschiedene: Die Gartenlaube (1884). Leipzig: Ernst Keil, 1884, Seite 424. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Gartenlaube_(1884)_424.jpg&oldid=- (Version vom 10.3.2024)