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Verschiedene: Die Gartenlaube (1887)


Die Internationale Gartenbau-Ausstellung zu Dresden.
Von Franz Koppel-Ellfeld.

Wenn irgend eine Stadt im Reich, so hatte Dresden ein Recht darauf, die Koryphäen der Gartenbaukunst zu sich zu entbieten. Die schöne sächsische Residenz ist eine Gartenstadt allerersten Ranges; der Dresdener, der nicht gerade in der rußigen Altstadt wohnen muß, wohnt sicher zwischen Gärten, sieht auf grüne Rasenflächen mit Blumenbeeten, und von Blüthenbäumen lacht der Lenz ihm ins Zimmer. Dresden ist aber auch eine Stadt, die einen gärtnerischen Ruf hat. Wie seine Kunstschätze, so verdankt es diesen Vorzug Anregungen, die vom Thron ausgingen.

Wenn Leipzig durch seiner Bürger Fleiß ein klein Paris geworden ist, Dresden ward durch seine Fürsten groß. Aus eigener Initiative berief seiner Zeit König Friedrich August, selbst Botaniker von wissenschaftlicher Bedeutung, den berühmten Gelehrten Professor Reichenbach in seine Hauptstadt. Hier hat derselbe vor zahlreicher Zuhörerschaft befruchtende Vorlesungen über Pflanzenkunde gehalten, Studenten und Gärtner begleiteten ihn mit der Botanisirtrommel auf seinen Exkursionen. So wurde in aller Stille an der Hand der Wissenschaft einem neuen Erwerbszweig, der Handelsgärtnerei, praktisch Bahn gebrochen. Und die diesjährige internationale Ausstellung hat den Beweis erbracht, daß der von königlicher Hand ausgestreute Samen auf fruchtbaren Boden gefallen ist: die namhaften Gärtnereien in Elbflorenz werden heute zu den besten der Welt gezählt. König Albert hat ganz im Geist seines erlauchten Oheims gehandelt, indem er das Protektorat übernahm und der Ausstellung den herrlichen Platz anwies.

Wer Dresden besucht hat, kennt den mit Recht so genannten „Großen Garten“, die größte Gartenanlage Sachsens. Damit das unaufhaltsame Wachsthum der Großstadt nicht zum verderblichen Korsett für diese Lunge Dresdens werde, sind vor Jahren schon ansehnliche Ankäufe zu Erweiterungen vom Landtag bewilligt worden. Dem von Berlin nach Dresden berufenen königlichen Gartendirektor Bouché ist es vortrefflich geglückt, die neuen Anlagen mit alten Reizen moderner Landschaftsgärtnerei auszustatten, unter Anderem hat er die unmittelbar an die städtischen Bürgerwiesenanlagen sich anschließenden Felder zwischen Dammweg (Zoologischer Garten) und

Lennéstraße in einen reizenden Wiesenpark umgewandelt,

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Verschiedene: Die Gartenlaube (1887). Leipzig: Ernst Keil, 1887, Seite 373. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Gartenlaube_(1887)_373.jpg&oldid=- (Version vom 20.8.2021)