verschiedene: Die Gartenlaube (1887) | |
|
Die Ansicht der projektirten prächtigen Anlage an der Isar (entworfen von dem bekannten Architekten Seidl) hängt zur Zeit vielumdrängt in den Schaufenstern aus, und die allgemeine Meinung ist, daß dieser Ausstellungsplatz einzig in seiner Art dastehen wird. Möge ein günstiges Geschick die Wolken vom politischen Horizont verscheuchen, dann ist dem Unternehmen wohl der Erfolg sicher.
Universal-Kinderstühle. Es ist ein charakteristischer und wohl mit dem Streben nach Sparsamkeit und mit dem Raummangel großstädtischer Wohnungen zusammenhängender Zug unserer gegenwärtigen Industrie, mehrere Möbel in einem Stück zu vereinigen. Der Speisetisch, der sich in ein Billard umwandeln läßt, die Kommode, die zugleich als Badetisch dient, die Fauteuils, die leicht zu einem Bett umgestaltet werden können, sind Beispiele solcher Metamorphosen. Wir erinnern uns dabei an die Badewanne und das Kinderbett, die im zusammengelegten Zustande Form und Größe eines Koffers hatten, an das praktische Universal-Thermometer für Zimmer-, Bade- und Krankenmessung, welches durch R. H. Paulcke in Leipzig große und berechtigte Verbreitung gefunden hat, und an Oswald Faber’s (Leipzig) beliebten Universal-Turnapparat, der sich zu Ringen, Schwebereck und Schaukel umwandeln läßt.
Ganz besonders ist man neuerdings auch bestrebt, die Kinderstühle möglichst „vielseitig“ zu machen. Schon seit Jahren existiren bekanntlich derartige solide Fabrikate, so z. B. von Näther in Zeitz (Leipzig, Reichsstraße 14 bei H. Lange), welche hohen Stuhl mit Spielbrett, niederen Stuhl und Fahrstuhl in einem Stück darstellen. Bald dieser, bald jener Bestimmung gemäß läßt sich solch ein Möbel leicht verstellen, und man hat somit die Annehmlichkeit, statt zweier oder dreier Gegenstände nur einen anzuschaffen.
Dieser Vorzug verstellbarer Kindermöbel hat dazu geführt, daß ein Theil des Publikums daran in ähnlicher Weise, wie seiner Zeit an dem Universal-Instrument, welches gleichzeitig Hammer, Schraubenzieher, Zange etc. bildete, Geschmack fand und daß sich die Fabrikanten nun bestrebten, einem solchen Kinderstuhl noch größere Vielseitigkeit zu geben. Rudolf Leonhardt in Leipzig (Petersstraße 24 II.) hat jetzt einen Universalkinderstuhl „Ultimatum“ konstruirt, der sich 1) aus einem hohen feststehenden Stuhl in 2) einen niedrigen, nebst Spieltisch, 3) in einen Fahrstuhl mit selbstthätigem Musikwerk, 4) in ein fahrbares Bett, 5) in eine Wiege, 6) in einen Laufstuhl umwandeln läßt. Erfreuen sich auch die beiden letzterwähnten Verwendungen durchaus nicht der unbedingten Zustimmung ärztlicher Kreise, muß auch erst die Erfahrung lehren, ob ein so vielseitig verwandlungsfähiges Möbel einem wirklichen Bedürfnisse entspricht und dabei einfach genug ist, um sich einzubürgern, so zeigt doch die Neuerung, wie man sich heut zu Tage bemüht, auch auf diesem Gebiete immer Vollkommeneres zu ersinnen. Solche Bestrebungen haben naturgemäß eine gewisse, durch Bedarf, Preis, Solidität und Einfachheit bestimmte Grenze; aber innerhalb derselben sind sie nicht ohne Berechtigung. Laufen sie doch alle darauf hinaus, dem Kinde in verschiedenen Altersstufen Annehmlichkeiten zu bieten, die man ihm früher nur durch verschiedene Möbelstücke verschaffen konnte. Sie sind, etwa wie die Spazierstöcke, welche mit einem Handgriff zu Waffen, Tabakspfeifen, Fernrohren, Feldsesseln oder Angeln werden, eine moderne Illustration zu den Worten: „Wer Vieles bringt, wird Manchem Etwas bringen.“
Kriegergräber bei Metz. Der Turnverein Metz schmückt die Gräber bei Metz in diesem Jahre am 14. und 15. August und wird auch die ihm von Angehörigen aus der Heimath zugehenden Kränze gern und kostenlos auf den betreffenden Gräbern niederlegen.
B. in H. Die Wissenschaftliche Ausstellung, welche mit der im September in Wiesbaden tagenden 60. deutschen Naturforscher-Versammlung verbunden werden soll, verspricht eine äußerst interessante zu werden. Aus allen Theilen Deutschlands, Oesterreichs und der Schweiz sind bereits über 300 Anmeldungen zum Theile ganz neuer Apparate und Instrumente eingelaufen, und ist nun als letzte Anmeldefrist definitiv der 31. Juli festgesetzt. Die Adresse des Ausstellungs-Komités ist: 44 Frankfurterstraße, Wiesbaden.
S. R. in Z. Die „Boulle-Möbel“ aus Ebenholz mit Einlagen von Elfenbein, Schildpatt, Perlmutter und mannigfacher Metallverzierung haben ihren Namen von dem berühmtesten Pariser Kunsttischler Charles André Boulle 1642 bis 1732, der unausgesetzt für Ludwig XIV. und dessen Hof arbeitete. Die Werke seiner Hand, noch heute hochgeschätzte Prachtstücke in den Schlössern von Versailles, Sanssouci, Windsor u. A. zeugen von dem feinen Künstlerblick ihres Verfertigers, der, nach der Ueberlieferung der Renaissance-Zeit, seine Möbel nach architektonischen Gesetzen baute und selbst Architekt, Bildhauer, Maler und Graveur war. Mit ihm ging der strenge Stil zu Ende; die Technik seiner Metalleinlagen und Verzierungen aber wurde aus dem Stil Ludwig’s XIV. in den Ludwig’s XV. übertragen und feiert mit diesem in unsern Tagen eine glänzende Auferstehung. In der That geben auch die Boulle-Möbel einem Salon ausschließlicher den Charakter heiterer Pracht, als die auf ruhige Behaglichkeit hinweisenden schweren Kastenmöbel aus geschnitztem Eichenholz. Nur sollte man bei der Wahl nie vergessen, daß eine Boulle-Einrichtung über gewöhnliche bürgerliche Verhältnisse hinausgeht. Sie schmückt den Festsaal der Reichen, das Boudoir der verwöhnten Dame – für das Zimmer einer einfachen Hausfrau des Mittelstandes paßt sie nicht.
R. S. in Hamburg. Sie haben Recht: „Vanity fair“ ist von Thackeray, nicht von Dickens.
P. B. Wir können nach dem uns eingesandten Fragment ein Urtheil nicht abgeben!
H. V. in Antwerpen. Die betreffende Behauptung ist bis jetzt wissenschaftlich noch nicht bewiesen und wird vielfach bestritten.
Inhalt: Der lange Holländer. Novelle von Rudolph Lindau (Fortsetzung). S. 501. – Am Bache. Illustration. Mit Gedicht von Ed. Paulus. S. 504 und 505. – Das deutsche Jubiläumsschießen in Frankfurt am Main. Von Emil Peschkau. S. 507. Mit Illustrationen S. 507, 508 und 513. – Von der totalen Sonnenfinsterniß. Von M. Wilhelm Meyer. S. 509. Mit Abbildungen S. 509, 510 und 511. – Magdalena. Von Arnold Kasten (Fortsetzung). S. 511. – Blätter und Blüthen: Ein achtzigjähriger Gelehrter. S. 515. Mit Portrait S. 501. – Deutsche Kunst- und Kunstgewerbe-Ausstellung in München 1888. S. 515. – Universal-Kinderstühle. S. 516. – Kleiner Briefkasten. S. 516.
Soeben ist erschienen und durch alle Buchhandlungen zu beziehen:
für das Jahr 1888.
Der Kalender bringt wieder neben einem ausführlichen Kalendarium, verbunden mit haus-, garten- und landwirthschaftlichen Notizen, zahlreiche praktische Nachweise und Tabellen, populär-wissenschaftliche, belehrende und unterhaltende Artikel, besonders auch gute Erzählungen, Humoresken, Gedichte und vorzügliche Illustrationen. Aus dem reichen Inhalte geben wir im Nachstehenden einen kurzen Auszug:
Uebersichtskarte der deutschen Schutzgebiete und Konsulate. – Franzi. Illustration von F. Defregger. – Kalendarium, statistische Nachweise, Tabellen etc. etc. – Mutterglück. Illustration von L. Blume-Siebert – Zum neuen Jahr. Gedicht von Frida Schanz. – Die goldene Hochzeit. Erzählung von M. Lenz. Mit Illustrationen von Arthur Lewin. – Die Sonnenfinsterniß des Herrn Kuschbert. Humoreske von Oskar Justinus. – In der letzten Stunde! Aus den hinterlassenen Papieren eines Kriminalbeamten. Von F. F. Engelberg. Mit Illustrationen von Arthur Erwin. – Nur ruhig Blut! Eine Mahnung an Hitzköpfe und alle Anderen, die es angeht. – Die neue Brücke über den Douro bei Oporto. Mit Illustration. – In der „Rose“ zu Betzingen. Eine Skizze aus dem Schwabenlande von Karl Weitbrecht. Mit Illustrationen von Fritz Bergen. – Aus meinen vier Pfählen. Erzählung von W. Heimburg. Mit Illustrationen von C. Koch. – Gute Freunde. Illustration von Br. Piglhein. – Blätter und Blüthen. Mit Illustrationen. – Das Hutten-Sickingen-Denkmal. Von A. Hackenberg. Mit Illustration. – Die Ernährung des Säuglings. Ein Briefwechsel zwischen Mutter und Arzt. Mitgetheilt von Sanitätsrath Dr. L. Fürst. – Wirksames Wohlthun. Von A. Lammers. – Das Tegetthoff-Denkmal in Wien. Mit Illustration. – Goldene Lebensregel für junge Eheleute. – Unser Maulwurf. Von Adolf und Karl Müller. Mit Illustrationen. – Die Frau des „kleinen Mannes“. Zeitgemäße Betrachtungen von Emil Peschkau. – Vom Büchermarkt. Von Rudolf von Gottschall. – Kaiser Wilhelm im 90. Lebensjahre. Illustration. – Rückblick auf die merkenswerthen Ereignisse vom Juli 1886 bis 1887. Von Schmidt-Weißenfels. Mit Illustrationen. – Polytechnische Umschau. Mit Illustrationen. – Post- und Telegraphen-Tarife. – Verzeichniß der wichtigsten deutschen Messen und Märkte. – Die kleine Wäscherin. Illustration von P. Wagner etc.
Der reiche gediegene Inhalt, die geschmackvolle Ausstattung und der überaus billige Preis, welche auch den dritten Jahrgang unseres „Gartenlaube-Kalenders“ vortheilhaft auszeichnen, werden ihm, so hoffen wir zuversichtlich, die Gunst des Publikums in immer größerem Maße erwerben und ihm zu den vielen seitherigen, viele neue Freunde gewinnen.
Die ersten Jahrgänge 1886 und 1887 des „Gartenlaube-Kalenders“ stehen denjenigen Abonnenten, welche dieselben noch nicht besitzen, soweit der Vorrath reicht, zum Preise von 1 Mark für den Jahrgang ebenfalls noch zur Verfügung.
Bestellungen auf den „Gartenlaube-Kalender“ wolle man gefl. der Buchhandlung übergeben, welche die „Gartenlaube“ liefert. – Postabonnenten erhalten den „Gartenlaube-Kalender“ in jeder beliebigen Buchhandlung oder gegen Einsendung von 1 Mark und 20 Pfennig (für Porto) in Briefmarken direkt von der unterzeichneten Verlagshandlung.
Leipzig, August 1887. Ernst Keil’s Nachfolger.
verschiedene: Die Gartenlaube (1887). Ernst Keil's Nachfolger, Leipzig 1887, Seite 516. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Gartenlaube_(1887)_516.jpg&oldid=- (Version vom 7.8.2023)