Seite:Die Gartenlaube (1890) 452.jpg

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
verschiedene: Die Gartenlaube (1890)

verlegenen Mutter solche giftigen Blicke zuwarf, als wenn Kinder überhaupt etwas Verwerfliches, schreiende Kinder aber eine ganz ausgesuchte Niederträchtigkeit wären.

So kam man bis Luzern, wo die Alpenkette in ihrer ganzen Schönheit sich vor den Blicken der Fremden aufthat und die Mutter, in großer Besorgniß vor der berufenen Theuerung großer Gasthöfe, ihre Angehörigen in eine kleine, furchtbare Räuberkneipe führte, bei Ueberreichung der Rechnung für das ungenießbare Futter aber trotzdem fast ohnmächtig wurde, da dieselbe ihre kühnsten Erwartungen um das Dreifache ungefähr übertraf und die Kinder beständig laut und leise versicherten, sie wären nicht satt geworden! –

(Schluß folgt.)

Blätter und Blüthen.

Emin Pascha. (Zu dem Bilde S. 421.) Schicksale, wie Emin Pascha sie erlebt hat, gehen auch an dem wetterhärtesten Manne nicht spurlos vorüber. Das zeigt die Vergleichung unseres heutigen Bildes von Emin mit demjenigen, welches wir vor zwei Jahren (Jahrg. 1888, S. 621) unseren Lesern vorlegen konnten. Die Züge des Paschas sind ernster geworden, und deutliche Furchen auf Stirn und Schläfen verrathen die ausgestandenen körperlichen und seelischen Leiden. Aber dieses Antlitz zeugt nach wie vor für die unerschütterliche Thatkraft und den hohen Forschersinn des Mannes, der an der Spitze einer deutschen Unternehmung jetzt aufs neue dem Innern des schwarzen Erdtheils zugezogen ist, aus dem er kaum unter so eigenthümlichen Umständen „gerettet“ worden war.

Ueber die ganze civilisirte Welt schreitet jetzt Stanleys Buch „Aus dem dunkelsten Afrika“, von dem wir unseren Lesern in diesem Halbheft Kunde geben; ein Buch, das mancherlei Lobsprüche auf den Pascha von Aequatoria enthält, aber auch schwere Angriffe auf ihn, der sich nicht so ohne weiteres nach dem Herzen Stanleys und seiner englischen Auftraggeber retten lassen wollte. Man wußte schon lange, daß solche Dinge in dem Buche stehen würden, und am besten wußte es gewiß derjenige, dem Lob wie Tadel gilt. Aber Emin Pascha hat es bis jetzt vorgezogen, zu schweigen; noch ist ihm die That wichtiger als das Wort, und während sein amerikanischer Rivale sein umfangreiches Werk schrieb, traf er, der kaum von seinem schweren Unfall Genesene, bereits die Vorbereitungen zu einem neuen Zuge in das Innere – wohin, das hüllt sich vorderhand noch in undurchdringliches Dunkel.

Am Gelegenheit zur Niederlegung seiner Vertheidigung hätte es Emin Pascha nicht gefehlt. Die „Gartenlaube“ hatte sich sofort an ihn gewandt und ihm ihre Spalten zu einer Schilderung seiner Erlebnisse und Erfahrungen zur Verfügung gestellt. Leider aber hat ihn erst seine Krankheit, dann sein rascher Wiederaufbruch daran verhindert, für jetzt von dem Anerbieten der „Gartenlaube“ Gebrauch zu machen. Er schrieb uns aus Bagamoyo, 1. April 1890:

„Im Begriffe, eine neue Expedition ins Innere Afrikas zu leiten, wird es mir kaum möglich sein, mich schriftstellerischen Arbeiten zu unterziehen oder auch nur die durch ziemlich langen Aufenthalt in Afrika gewonnenen Resultate zu verarbeiten. Ich muß deshalb zu meinem Leidwesen das mich als alten Leser der ‚Gartenlaube‘ sehr erfreuende Anerbieten einer Veröffentlichung meiner Erfahrungen ablehnen. Wollen Sie mir jedoch gestatten, Ihnen hin und wieder einen Reisebrief aus dem Innern zu senden, so will ich das gern thun, ohne mich jedoch an bestimmte Termine zu binden. Genehmigen Sie u. s. w. Dr. Emin Pascha.“

Demnach dürfen wir also, wenn auch nicht in unmittelbarster Zukunft, so doch in einiger Zeit interessanten Mittheilungen des berühmten Afrikaforschers in den Spalten der „Gartenlaube“ entgegensehen. = 


Unsere eßbaren Pilze. Jedes Jahr liest man in Zeitungen Nachrichten von Erkrankungen und Todesfällen infolge des Genusses von giftigen Pilzen. Jedes Jahr werden bei dieser Gelegenheit Warnungen erlassen und Vorschläge zur Ueberwachung des Marktes gemacht; wir besitzen eine ganze Litteratur von „Pilzsammlern“ und „Pilzführern“, und trotzdem kehren die Unglücksfälle immer wieder. „Und doch ist es so leicht, giftige Pilze von eßbaren zu unterscheiden,“ meint noch heute so manche Hausfrau, „man braucht ja nur einen silbernen Löffel in die gekochten Pilze einzutauchen! Wird er schwarz, so ist das Gericht giftig.“ Unzählige Male wurde dieses Mittel als ganz und gar unzuverlässig bezeichnet (vergl. „Gartenlaube“ 1885, S. 563). Aber trotzdem giebt es noch unzählige Menschen, die es anwenden und fest daran glauben.

Freilich, das einzige Mittel, welches uns wirklich vor der Vergiftung schützt, ist nicht so einfach, obwohl es sich in die wenigen Worte: „die eßbaren Pilze genau kennenlernen!“ zusammenfassen läßt. Wer Pilze sammelt, kauft oder kocht, muß diese Kenntniß besitzen, sonst kann er leichtfertigerweise das Leben seiner Nächsten gefährden. Von dem Bewußtsein dieser Pflicht sind viele noch lange nicht durchdrungen. Ich kenne Hausfrauen, die in der Küche Vortreffliches leisten, infolge ihrer Schulbildung aber kaum die Merkmale des Champignons oder des Steinpilzes kennen. Sie kochen auch Pilze und vertrauen dabei dem Wissen des Sammlers oder Verkäufers. Im großen und ganzen leiden sie dabei keinen Schaden; denn die Landbevölkerung und die Marktweiber kennen in der Regel die eßbaren Arten aufs genaueste. Es giebt aber keine Regel ohne Ausnahme – und wenn man bedenkt, wie oft unerfahrene Kinder auf die Pilzjagd geschickt werden und was für Personen mitunter sich dem Marktgeschäfte widmen, so wird es uns nicht wundern, daß so oft Vergiftungen infolge des Pilzgenusses vorkommen. Aus diesem Grunde möchten wir unsere Hausfrauen, die der Küche vorstehen, ganz besonders auf die Pflicht, eßbare Pilze genau kennenzulernen, aufmerksam machen. Gekocht oder zubereitet wird nur der Pilz, den man genau als eßbaren kennt; alles andere wird zurückgewiesen: das sollte ein feststehender Grundsatz in der Küche sein. Das Kennenlernen verursacht allerdings Mühe, aber so überaus schwierig ist es nicht. Es wird von den Hüterinnen des häuslichen Herdes durchaus nicht verlangt, daß sie sich in die Geheimnisse der Pilzkunde vertiefen. Sie sollen in dieser nur ebenso bewandert sein wie in der Fleischkunde. Ob sie wissen, woraus ein Muskel besteht, oder nicht, ist ganz gleichgültig, aber sie müssen auf den ersten Blick Rindfleisch vom Schweinefleisch, oder eine Taube von einem Rebhuhn unterscheiden können. Ebenso einfach ist die Forderung, die eine Pilzart von der andern unterscheiden zu können. In der Schule haben wir es nicht gelernt, also müssen wir es nachholen durch Selbststudium.

Für einige der am häufigsten vorkommenden eßbaren Pilze hat die „Gartenlaube“ Seite 514 des Jahrgangs 1889 nützliche Winke gegeben. Außerdem giebt es eine große Zahl von Handbüchern der Pilzkunde; als die zweckmäßigsten aber erscheinen uns diejenigen, welche in kurzer bündiger Form das Nöthigste enthalten und vor allem gute naturgetreue Abbildungen bringen. Ein solches Büchlein ist das beste Pilzlexikon für den Haushalt. Da haben wir z. B. einen verdächtigen, uns nicht bekannten Pilz vor uns; wir sehen die Abbildungen der eßbaren Pilze in unserem Büchlein durch, und finden wir den Verdächtigen darin nicht – so werfen wir ihn weg. Sein Name und seine übrigen Eigenschaften können uns gleichgültig sein, er ist eben nicht eßbar.

Auf ein solches Büchlein, das bereits in zweiter Auflage vorliegt, möchte ich nun die Leser und namentlich Leserinnen aufmerksam machen. Es verdient unbedingt ein Plätzchen neben dem „Kochbuche“, und es wird in allen fraglichen Fällen die beste Auskunft geben. Der Titel desselben lautet: „Unsere eßbaren Pilze in natürlicher Größe dargestellt und beschrieben mit Angabe ihrer Zubereitung von Dr. Julius Röll“ (Tübingen, Verlag der H. Lauppschen Buchhandlung). Wir lernen in demselben nur unsere eßbaren Pilze kennen und zwar in trefflichen „Porträts“, denen sozusagen lediglich das „Signalement“, die Beschreibung ihrer äußeren Eigenschaften, beigegeben ist. Nur ein Giftpilz findet sich in dieser ehrenwerthen Gesellschaft: es ist der giftige Knollen- oder Gichtblätterpilz, der in seinem Jugendzustand mit dem edlen Champignon leicht verwechselt werden kann und dem die „Gartenlaube“ im Jahrg. 1885, S. 219 wegen seiner Gemeingefährlichkeit einen besonderen Artikel gewidmet hat. * 




Auflösung der Aufgabe auf S. 420:

1. Norma.   4. Nahor.     
2. Theseus.  5. Orestes.
3. Riesa.  6. Aluta.     


Auflösung des Zifferräthsels auf S. 420:
Bart – Trab.

Auflösung des Füllräthsels
auf S. 420:

„Soll und Haben.“


Auflösung des Doppellogogriphs auf S. 420:
I. Duell, Duett,
II. Spinell, Spinett.

Auflösung des Buchstabenräthsels auf S. 420:
Frösche – Frische.
Auflösung des Bilderräthsels auf S. 420:
Werkzeug will gebraucht sein.


Auflösung des Schieberäthsels auf S. 420:
Riesa, Meise, Nisch, Last, Hero, Sir, Ebro, Maid, Arad, Emin,
Zebu, Degen, Thun, Gera, Damm, Ar, Karte, Strich.
Die Endbuchstaben ergeben, rückwärts gelesen:
Hermann und Dorothea.


Auflösung der Dominoaufgabe auf S. 420:
Im Talon lagen:

C behielt:

Gesetzt wurden:

A I.       C       A II.       C       A III.      C       A IV.      B       C       A V.



Herausgegeben unter verantwortlicher Redaktion von Adolf Kröner. Verlag von Ernst Keil’s Nachfolger in Leipzig. Druck von A. Wiede in Leipzig.
Empfohlene Zitierweise:
verschiedene: Die Gartenlaube (1890). Ernst Keil's Nachfolger, Leipzig 1890, Seite 452. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Gartenlaube_(1890)_452.jpg&oldid=- (Version vom 2.5.2023)