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verschiedene: Die Gartenlaube (1892)

Dann aber fragt sie, ob es wirklich Frauen giebt, die ihre Männer täuschen – und Emilia bestätigt dies nicht nur, sondern will als leichtfertige Venetianerin dies entschuldigen, wenn die Männer sich selbst der Treulosigkeit und des Leichtsinns schuldig machen. Doch Desdemona sagt:

„Gut’ Nacht! Und laß mich, Herr, in fremden Sünden
Nicht eig’ne Buße, laß mich Bess’rung finden.“

Die Stimmung dieser ganzen Scene hat der Maler in seinem Bilde wiedergespiegelt. Reizend ist das kindliche Köpfchen der still vor sich hinträumenden Desdemona, welche die blutigen Schrecken der kommenden Nacht nicht ahnt. Dabei trägt dies Köpfchen den echt italienischen Typus, und volles dunkles Haar fluthet ihr über den Rücken herab. Ueberlegen blickt die hohe Gestalt der Emilia auf das liebliche Kind herab. Die Thatkraft, welche sie im letzten Akt des „Othello“ bewährt, prägt sich in ihren Mienen aus, aber es fehlt ihr auch nicht ein leiser Schmerzenszug; denn ihre Ehe mit Jago gewährt ihr keine Befriedigung, und zu den Anklagen, welche sie gegen die Männer im allgemeinen richtet, hat jedenfalls der eigene Gatte ihr den Stoff gegeben. In das düster verhangene Boudoir bricht der volle Mondesschimmer und breitet ein ahnungsvolles Licht über die Todgeweihten; denn keinen weiten Lauf braucht das Gestirn am Himmel zu vollenden, bis die liebreizende Desdemona und die stolze Emilia durch die Mörderhand der eigenen Gatten gefallen sind. †     

Eine Hochschule der Musik für Blinde. Unsere Leser erinnern sich aus dem Artikel von Anna Pötsch über den „Blinden und seine gesunden Sinne“ in Halbheft 2 dieses Jahrgangs, welche Rolle die Musik im Leben der Blinden spielt. Das Reich der Töne ist es ja, aus dem der Nichtsehende in erster Linie Ersatz schöpfen darf für die ihm versagten Genüsse des Auges, in ihm findet er Trost und Erhebung des Gemüths, wenn die einsame Nacht seines Daseins ihn daniederdrücken will. In jenem Aufsatz erfuhren wir auch von einer Musikhochschule für Blinde, welche der blinde Dr. Armitage zu Norwood bei London ins Leben gerufen und welche schon so viele Schicksalsgenossen des edlen Gründers zu einem befriedigenden Beruf geführt hat. Mit lebhafter Freude verzeichnen wir daher hier die Nachricht, daß nunmehr auch in Deutschland eine ähnliche Anstalt erstehen soll. Im Nordosten unseres Vaterlandes, zu Königsberg i. Pr., ist eine Anzahl angesehener Männer zusammengetreten, welche es sich zur Aufgabe gemacht haben, auf die Errichtung einer Hochschule der Musik für Blinde hinzuwirken. Sie wenden sich an alle Menschenfreunde mit der Bitte um thatkräftige Unterstützung des schönen Werkes und bitten jeden, der gesonnen ist, der Durchführung ihres Planes seine Hilfe zu leihen, mit Herrn George Neumann, Königsberg i. Pr. (Oberhaberberg 93), darüber in Verbindung zu treten. Wir wünschen den wackeren Männern allen Erfolg und hoffen, daß in einer nicht allzufernen Zukunft auch in unserem Vaterland den Blinden eine Pforte sich öffne, durch welche sie zu einem gesicherten Lebensglück eingehen können.

Der Geschmack. (Zu unserer Kunstbeilage.) Mannigfach hat sich schon die Phantasie der Künstler ergangen in Verbildlichnng der menschlichen Sinne, und die dankbare Aufgabe hat schon manche schöne Lösung gefunden. Zu den schönsten dürfte die des Wiener Malers R. Rößler zählen, wie unsere Leser aus der in unserer heutigen Kunstbeilage gegebenen Probe ersehen werden. „Der Geschmack“ ist dargestellt durch eine ideale Frauengestalt, umgeben von einer Fülle köstlicher Früchte. Niedliche Putten träufeln ihr den Saft der Traube in die emporgehaltene Muschelschale oder laben sich selbst an den schwellenden Beeren, während die rebenumwachsene Herme eines Fauns unsere Gedanken auf die Kreise des fröhlichen Weingottes Dionysos oder Bacchus hinlenkt. Das Ganze ist von einer reizenden duftigen Zartheit in der Auffassung wie in der malerischen Durchführung, und der Künstler hat eo glücklich vermieden, das Derbe, Materielle, wie es gerade dem Geschmacksinn des Menschen anhaftet, in den Vordergrund treten zu lassen.



KLEINER BRIEFKASTEN.


(Anfragen ohne vollständige Angabe von Namen und Wohnung werden nicht berücksichtigt.)

Sch. in Mohrungen. Besten Dank für Ihre freundliche Mittheilung, die uns auch von andrer Seite bestätigt wird. Danach ist der Ankauf des Herderhauses in Mohrungen durch die Stadt Königsberg schließlich unterblieben, weil ein Urenkel Herders, der Rittergutsbesitzer Gottfried von Herder zu Niederforchheim in Sachsen, das Haus erworben und die weitere Erhaltung desselben übernommen hat.

E. H. U. in Syracuse. Die „Gartenlaube“ ist 1853 unter eben diesem Namen gegründet worden. Das Format des ersten Jahrgangs war um einiges kleiner als das, welches seit 1854 dauernd im Gebrauch ist.

Z. in H. Wir können nur wiederholen, was wir schon oft betont haben, daß wir auf medizinische Anfragen keine Auskunft ertheilen. Wenden Sie sich an einen Arzt!

N., Crossen a. O. Auskunft könnten Sie wohl durch die Kolonialabtheilung den Auswärtigen Amts in Berlin erhalten. Doch werden Sie kaum auf einen Erfolg rechnen dürfen, da in wiederholten Bekanntmachungen darauf hingewiesen worden ist, daß derzeit Anstellungen im ostafrikanischen Kolonialdienst nicht zu vergeben sind.




Auflösung der Dominopatience auf S. 324:


Äuflösung des Trennungsräthsels auf S. 324:
  Ein Blick, Einblick.


Auflösung des Scherzräthsels auf S. 324:
0 Scherben, Schwein, Scherz, Schwermuth, Schachtel, Schneider.


Auflösung des Buchstabenräthsels auf S. 324:
  Hebbel – Hebel.


Auflösung des Logogriphs auf S. 324:
  Schwarzwald, Schwarzwild.


Auflösung des Bilderräthsels auf S. 324:
  Kleine Scherereien.


Auflösung der Schachaufgabe Nr. 4 auf S. 324:

1. D a 1 – b 2 a 5 – a 4 ! Zwischenraum 1. .... K d 5 – c 6
2. D b 2 – b 4 c 5 – b 4; 2. D b 2 – b 6 † K c 6 – d 5
3. S d 7 – b 6 † K d 5 – c 5; 3. S e 4 – d 2 beliebig.
4. f 2 – f 4 matt. 4. D b 6 – b 7:, c 5; matt.
2. .... K d 5 – c 6; 2. .... K c 6 – d 7 :
3. D b 4 – a 4 : † K c 6 – d 5 3. D b 6 – c 7 † K d 7 – c 8
4. S e 4 – c 3 matt. 4. D c 7 – e 7 matt.
1. .... S b 7 – d 6 :
2. .... beliebig. 2. T c 4 – c 5: † K d 5 – e 4 :
3. S e 4 – c 3 † K d 5 – c 4 : 3. D b 2 – c 2 † K e 4 – d 4
4. S d 7 – b 8 matt. 4. D e 2 – e 3 matt.
1. .... K d 5 – c 4 : 1. .... S h 8 – g 6 oder beliebig
2. S d 7 – b 6 † K c 4 – d 3 2. T c 4 – d 4 † c 5 – d 4 :
3. D b 2 – d 2 † K d 3 – e 4 : 3. D b 2 – b 3 † beliebig.
4. D d 2 – e 3 matt. 4. f 2 – f 3, S d 7 – b 8 matt.



manicula 0 Hierzu Kunstbeilage VI: Der Geschmack. Von R. Rößler.


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Herausgegeben unter verantwortlicher Redaktion von Adolf Kröner. Verlag von Ernst Keil’s Nachfolger in Leipzig, Druck von A. Wiede in Leipzig.
Empfohlene Zitierweise:
verschiedene: Die Gartenlaube (1892). Ernst Keil's Nachfolger, Leipzig 1892, Seite 356. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Gartenlaube_(1892)_356.jpg&oldid=- (Version vom 4.1.2023)