Seite:Die Geschichtsschreiber der deutschen Vorzeit 2 Bd. 35 (1891) 07.jpg

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zu den hungernden Armen in der Wüste: „Wir haben nichts zu genießen, als einen Fisch und Wasser.“ Er hatte Feuer bei sich nach Sitte derer, die aus dem Fischfang ein Gewerbe machen. Das Feuer wurde angefacht, der Fisch bereitet. Die Königin nahm Speise zu sich; der Fischer und die Dienerin warteten auf.

4. Während dessen kam ein Geistlicher, der in die Gefangenschaft und auf der Flucht sie begleitet hatte, mit der Nachricht, es sei eine Schaar von bewaffneten Reitern da. Von diesen wurde sie mit Freuden in Empfang genommen und auf eine uneinnehmbare Burg geführt[1]. Später wurde sie dann mit Beirath der italischen Fürsten durch die Gnade Gottes vom Throne des Königreichs auf den Gipfel des Kaiserthüms erhoben. Denn von allen Kaiserinnen verdient diese als die kaiserlichste genannt und verehrt zu werden.

Nicht eine war vordem ihr gleich,
So hob und mehrte sie das Reich.
Die trotzige Germania,
Die fruchtbare Italia
Und ihre Fürsten untergab
Sie Romas Schwert und Herrscherstab.
Der edle König Otto dann
Durch sie den Kaiserthron gewann.
Der Sohn auch, den sie ihm gebar,
Des Reiches Stolz und Zierde war.

5. Was den Adel ihres Blutes anlangt, so mag das bisher Gesagte genügen. Den Adel ihrer Seele und die Art und Weise, wie sie ihn erprobte, kann kein Sterblicher hinreichend schildern. Denn um nach dem geringen Maß meiner Kräfte kurz zu sprechen:

In Glaub’ und Hoffnung fest gegründet
Von verschwisterter Liebe entzündet,
Tapfer, gerecht und klug, und über die Maßen bescheiden
War sie, und lebte beglückt, das weltliche Treiben beherrschend
Mit der Hilfe des Herrn, der Alles lenket auf Erden.


  1. Canossa, nach späteren Zeugnissen.