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ein Gebiß sich in meinen linken Arm eingraben, sah zwei bläulich funkelnde Augen, schlug in meinem Entsetzen blindlings zu, traf eine kalte, feuchte Schnauze, schlug wie ein Irrsinniger, ohne Gedanken, – da ließen die Zähne los und ich sank vollends zu Boden.

Eine Weile lag ich regungslos, versuchte mir klar darüber zu werden, wo ich mich befand.

Es konnte nur eine Fanggrube sein! Eine Fanggrube, in die schon vor mir ein Tier hineingestürzt war. – Was für ein Tier? – Löwe? – nein! Der hätte nicht losgelassen – dann wäre ich nicht mehr am Leben! Nur eine Hyäne kam hier in Frage.

Diese Überzeugung beruhigte mich. Ich tastete nach dem Stutzen umher, schaute gleichzeitig nach dem funkelnden Augenpaar aus. Dort links von mir glühten zwei runde Lichter. Sie bewegten sich kaum. Die Bestie stand oder saß ganz still da.

Endlich hatte ich den Stutzen gefunden. Und jetzt hatten sich auch meine Augen an das Halbdunkel hier unten gewöhnt. Wenn ich nach oben blickte, sah ich ein zackiges, großes Loch, darüber den Sternenhimmel und ein winziges Stück der Mondscheibe.

Die Grube war mit ein paar schwachen Stangen, Reisigflechtwerk und Lehmschlammstücken bedeckt gewesen. Den größeren Teil dieses dünnen Daches hatte ich mit in die Tiefe gerissen. Das dünne Flechtwerk hing nun vor dem einen Winkel des viereckigen, gut sechs Meter tiefen Loches wie ein Vorhang. Gegenüber hockte die Hyäne, die jetzt sicher mehr Angst vor mir als ich vor ihr hatte. Ich kroch hinter diesen Vorhang, duckte mich ganz eng zusammen. Ich mußte ja damit rechnen, daß die Tuareg selbst hier unten nach mir suchen würden.

Ich brauchte auch nicht lange zu warten. Oben jetzt Stimmen, Pferdegetrappel. Sehen konnte ich nichts.

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Walther Kabel: Die Goldkarawane. Verlag moderner Lektüre G.m.b.H., Berlin 1919, Seite 137. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Goldkarawane.pdf/137&oldid=- (Version vom 31.7.2018)