Seite:Die Goldkarawane.pdf/208

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die braunen Bestien rissen dem Gefesselten die Kleider buchstäblich vom Leibe, bis er nichts weiter anhatte als nur noch die Stiefel. Dann kam ein Tuareg und stülpte ihm die Perücke mit den künstlichen Ohren über. Wieherndes Gelächter.

Es wurde Zeit daß wir eingriffen – höchste Zeit! Ich spähte nach links, nach dem Lager hin. Keiner dieser vertierten Kerle hatte jetzt auf die dort liegenden Gefangenen geachtet. Sie – lagen nicht mehr vor dem linken Zelt! Die Tireks hatten also ihre Sache gut gemacht.

Jetzt schnürte man Rastra den langen Riemen um die Brust. Man hatte ihm die Fesseln nicht abgenommen. Nochmals redete Ulmed Rischa auf ihn ein. Doch – ich sah es genau – Rastra schüttelte den Kopf! Wahrhaftig – der Mann besaß Mut! Wer hätte wohl in solcher Lage geschwiegen, wer nicht alles getan, dieser entsetzlichen Marter zu entgehen, – denn es war ja klar, daß der Berber ihn zunächst nur ein wenig in den See eintauchen würde, um so das aus Rastra herauszupressen, was dieser auf andere Weise vielleicht nie verraten hätte.

„Schießen Sie!“ raunte ich Augnstus zu. „Zuerst soll Ulmed Rischa heran! Schnell! Das ist dann gleich für die Tireks das Signal zum Angriff!“

Ja – es war höchste Zeit. Schon hatte der Berber Rastra gepackt und drängte ihn näher an den Rand des Felsens heran.

Da – er schnellte plötzlich in die Luft, überschlug sich, rollte – in den See hinab. Augustus hatte gut gezielt: Kopfschuß!

Die braunen Bestien standen auf den unerwarteten Schuß hin einen Moment wie erstarrt da. Dann löste sich der Haufen auf, wollte nach den Zelten stürmen, wo sie ihre Büchsen hatten liegen lassen.

Wollte! Die vordersten prallten zurück. Wildes Geschrei ertönte. In langer Linie waren plötzlich die

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Walther Kabel: Die Goldkarawane. Verlag moderner Lektüre G.m.b.H., Berlin 1919, Seite 208. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Goldkarawane.pdf/208&oldid=- (Version vom 31.7.2018)