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Wir drei waren allein.

Da sagte der weißhaarige Einsiedler leise zu Rastra:

„Sie lieben Ihren Bruder noch, obwohl Sie wissen, daß er – ein Mörder ist, daß er mit zu der Bande gehörte, die –“

„Er wird längst bitter bereut haben, was er verbrochen!“ unterbrach Rastra ihn. „Ja – ich liebe ihn! Wir waren, obwohl nur Halbbrüder, schon als Kinder unzertrennlich.“

Der Einsiedler sprach plötzlich deutsch, rief tiefbewegt die Arme nach Rastra ausbreitend:

„Ich bin’s, ich – Thomas Zuitenbrook, – jetzt der Heilige dieses Tempels hier!“

Ich fühlte mich bei dieser Wiedersehensszene überflüssig, betrat schnell das Heiligtum, setzte mich auf eine der Altarstufen und dachte über das seltsame Walten der Vorsehung nach, die hier nach vielen Jahren unter so merkwürdigen Umständen zwei Brüder wieder vereint hatte.

Dann rief mich Rastra ins Freie hinaus.

„Helfen Sie mir doch, Thomas umzustimmen,“ meinte er. „Er will durchaus hier bis zu seinem Tode bleiben. Ich möchte ihn doch so gern mit mir nach Berlin nehmen.“

Der Einsiedler blieb bei seinem Entschluß. Bevor wir dann von ihm Abschied nahmen, sagte er noch:

„Die Goldkisten aus dem See heraufzuschaffen, ist unmöglich, wie ich selbst damals festgestellt habe, nachdem Augustus Wruke mich verlassen hatte, weil er fürchtete, ich würde ihn ermorden. Das habe ich nie geplant gehabt – nie! Er war wohl zu mißtrauisch mir gegenüber, legte sich mein Benehmen anders aus. – Also – die Schätze aus den fast kochenden Wassern des über zwanzig Meter tiefen Sees herauszuholen, dessen Boden

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Walther Kabel: Die Goldkarawane. Verlag moderner Lektüre G.m.b.H., Berlin 1919, Seite 222. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Goldkarawane.pdf/222&oldid=- (Version vom 31.7.2018)