Seite:Die Goldkarawane.pdf/72

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

drei „Edelleuten“, die mittlerweile beim Packen unserer Sachen von Ibrahim so viel über den Rachedurst der Berber gehört hatten, daß sie nur einen Wunsch hatten: fort von hier! – Deshalb entging Wruke auch zunächst ihrer herzlosen Spottsucht. Nur der „Baron“, konnte sich nicht enthalten zu rufen: „Herr Gott, - wer hat denn den Kerl losgelassen!“ erfuhr aber sofort, daß mit Wruke nicht zu spaßen war, da dieser schlagfertig und drohend entgegnete: „Ich heiße nicht Kerl auch nicht Karl, falls Sie sich nur versprochen haben sollten, sondern Augustus, und wer zu mir frech wird, bei dem spiele ich Zahnarzt auf eine sehr einfache Weise, nämlich mit dieser Faust, die für Backzähne lockern längst eine Medaille verdient hat.“

So komisch nun der kleine Mensch auch aussah, – er konnte doch imponieren! Das lag in dem Ausdruck seiner listigen Äuglein, die in solchen Momenten noch einmal so groß wurden, und in seiner Stimme, die dann hart und schneidend wie eine Metallsaite klang.

In einer Viertelstunde etwa waren wir abmarschbereit. Ich bat Wruke, den Führer zu spielen. Er wußte hier in dieser Gegend ja am besten Bescheid.

Er setzte sich bereitwilligst an die Spitze unseres Zuges. Nach etwa zwei Stunden durchschritten wir nach Südost zu den Fluß und gelangten nach Überwindung der felsigen Uferhöhen in die berüchtigte, etwa 250 Kilometer breite el Hammada, eine der mit scharfkantigen Steinen anstatt mit Sand bedeckten Wüsten.

Ich wußte nun, daß kein Pferde- oder Kamelhuf, ebensowenig die Gehwerkzeuge anderer größerer Tiere diesem Boden längere Zeit Widerstand leisten können. Die scharfen Kanten der in allen Größen hier lagernden Steine zerfetzen das Horn der Hufe und die harte Haut der Sohlen, rufen Entzündungen und Vereiterungen hervor und haben den Tod aller jener vierfüßigen Geschöpfe zur Folge, die sich in dieses Steinmeer verirren,

Empfohlene Zitierweise:
Walther Kabel: Die Goldkarawane. Verlag moderner Lektüre G.m.b.H., Berlin 1919, Seite 72. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Goldkarawane.pdf/72&oldid=- (Version vom 31.7.2018)