Seite:Die Groß-Industrie des Königreichs Sachsen in Wort und Bild Teil 1.pdf/10

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
König Albert

ist der älteste Sohn des damaligen Prinzen Johann von Sachsen aus seiner Ehe mit der Prinzessin Amalia von Bayern, am 23. April 1828 in Dresden geboren. Früh hatte seine Neigung sich dem kriegerischen Berufe zugewendet; 1843 war er Offizier geworden; aber auch historische und staatswissenschaftliche Studien fesselten früh seine Interessen. Seine Erziehung und wissenschaftliche Bildung leitete Herr von Langenn, der selbst als Geschichtsforscher um die sächsische und um die allgemeine deutsche Geschichte sich bleibende Verdienste erworben. Der Prinz bezog im hergebrachten Lebensalter die Universität Bonn; unterbrochen wurden dort seine Studien durch die Pariser Ereignisse der französischen Revolution im Februar 1848. Er trat jetzt als Hauptmann der Artillerie in das Heer zurück und machte den Feldzug in Holstein und Schleswig mit. Bei dem Düppeler Sturm (13. April 1849) zeichnete er sich persönlich aus; seitdem blieb er im Verband des sächsischen Heeres.

Nach der Thronbesteigung des Vaters (9. August 1854) empfing der nunmehrige Kronprinz seinen Anteil an den allgemeinen Staatsgeschäften; er war thätig als Mitglied der Ersten Kammer und als Vorsitzender des Staatsrates, ohne daß man ihm einen maßgebenden Einfluß auf Sachsens Regierungspolitik während der Staatsleitung des Ministers von Beust zuzuschreiben irgend welchen Anlaß gehabt. In einer gewissen streng sachlichen Neutralität beharrte der Kronprinz gegenüber den Ereignissen der Tagespolitik, während er vornehmlich auf die Ausbildung des Heereswesens unablässig sein Auge gerichtet hielt. Zuletzt stand er als General an der Spitze der sächsischen Infanterie; ja 1866 übernahm er den Oberbefehl über das sächsische Heer im Böhmischen Feldzuge wider Preußen.

Es gehört nicht an diesen Ort, von den kriegerischen Lorbeeren ausführlich zu berichten, welche der sächsische Kronprinz unter den ungünstigen Verhältnissen von 1866 sich errungen. Hell erstrahlte der Ehrenschild des sächsischen Heeres in Böhmen; vom obersten Führer bis zum letzten Mann that Jeder seine Pflicht. Aber die Österreicher, Führer wie Truppen, bewährten sich keineswegs als Geistesverwandte ihrer sächsischen Verbündeten. Dagegen sahen mit unbedingtester Bewunderung die Sieger von 1866 auf die Feldherrnkunst des sächsischen Heerführers hin; ihnen war er ebenbürtig.

Es war selbstverständlich, daß nach dem Eintritt Sachsens in den Norddeutschen Bund dem Kronprinzen die oberste Führung des sächsischen Heeres anvertraut blieb, das 1867 das XII. Armeekorps des norddeutschen und später des deutschen Heeres bildete. Um die innerliche Ausgleichung und Verschmelzung der sächsischen und preußischen Heere erwarb der Prinz sich während der nächsten

Empfohlene Zitierweise:
Verschiedene: Die Groß-Industrie des Königreichs Sachsen in Wort und Bild. Erster Theil. Eckert & Pflug, Kunstverlag, Leipzig 1892, Seite V. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Gro%C3%9F-Industrie_des_K%C3%B6nigreichs_Sachsen_in_Wort_und_Bild_Teil_1.pdf/10&oldid=- (Version vom 29.12.2019)