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Seyfert & Donner in Chemnitz,
Beckerstraße No. 7.
Strickmaschinen-Fabrik.

Die Strickmaschinenfabrik von Seyfert & Donner in Chemnitz wurde im Jahre 1875 von den Herren Maschinenbauer Julius Seyfert und Techniker Hermann Donner gegründet. In ungeahnt schneller Weise erfolgte der Aufschwung des Etablissements, das aus kleinen Anfängen hervorgehend, sehr bald zum größten Etablissement dieser Branche nicht nur in Sachsen, sondern in ganz Deutschland, ja weit über dessen Grenzen hinaus, wie das bedeutende Absatzgebiet beweist, wurde. Der Grund hierzu ist in der Herstellung vorzüglich konstruierter Strickmaschinen für Familien- und Hausindustrie-Gebrauch, hauptsächlich aber in der Verfertigung von Spezial-Strickmaschinen für die Wirkwarenfabrikationsbranche zu suchen. – Dazu kam noch die Erwerbung der für die Großindustrie hochwichtigen, in allen Industriestaaten patentierten sogenannten selbstthätigen Minder-Strickmaschinen, wodurch der Firma ein großer Wirkungskreis ausschließlich gesichert und für ihre ersprießliche Weiterentwickelung vorgesorgt wurde.

Man wird aus dieser kurzen Darstellung erkennen, daß alle Vorbedingungen zu einem glücklichen Unternehmen gegeben waren, doch wollen wir nicht unterlassen, unsere Leser mit den speziellen Daten des Entwickelungsganges des Etablissements bekannt zu machen.

Wie schon erwähnt, wurde das Unternehmen im Jahre 1875 von den Herren Seyfert & Donner unter Hinzuziehung von 5 Gehilfen und 4 Werkzeugmaschinen in einem kleinen gemieteten Raume mit Kraft im Grundstück Wiesenstraße 24 in Chemnitz gegründet. Bald wuchs die Zahl der Mitarbeiter und Werkzeugmaschinen, so daß im Jahre 1877 die 100. Strickmaschine vollendet werden konnte. Es wurden nun weitere Räumlichkeiten gemietet und Anfang 1880 das damals unbebaute Grundstück, Beckerstraße 7, käuflich erworben; auf diesem entstand zunächst eine zweistöckige Fabrik mit Dampfanlage und Nebengebäuden, und nachdem zuvor im Juli 1880 die 1000. Strickmaschine fertig gestellt war, wurde das neue Heim mit 48 Arbeitern und 35 Werkzeugmaschinen bezogen. Im Jahre 1883, als das Personal die Zahl hundert überschritten hatte, wurde die Fabrik um ein Stockwerk erhöht, das 3stöckige Wohn- und Comptoirgebäude errichtet und im Herbst bezogen.

Im Jahre 1887 wurden von der Firma die Patente über selbstthätige Minderstrickmaschinen erworben und zur Nutzbarmachung derselben wiederum mietweise neue Arbeitsräume hinzugenommen. Im Jahre 1889 wurde das große vierstöckige Fabrikgebäude erbaut und im Oktober bezogen. Bis heute ist die Arbeiterzahl auf ca. 270 und die Zahl der Werkzeugmaschinen auf 146 gestiegen, während die jährliche Produktion an Strickmaschinen durchschnittlich 3000 Stück, einschließlich der großen Selbstminder-Strickmaschinen, beträgt. Die Dampfanlage umfaßt eine 40pferdige und eine 20pferdige Dampfmaschine mit 2 Kesseln von zusammen 98 qm Heizfläche. – Als Rohmaterialien werden hauptsächlich Stahl und Eisen verwendet.

Empfohlene Zitierweise:
Verschiedene: Die Groß-Industrie des Königreichs Sachsen in Wort und Bild. Erster Theil. Eckert & Pflug, Kunstverlag, Leipzig 1892, Seite 376. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Gro%C3%9F-Industrie_des_K%C3%B6nigreichs_Sachsen_in_Wort_und_Bild_Teil_1.pdf/392&oldid=- (Version vom 23.2.2020)