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Gustav Kunz, Treuen
Mechanische Treibriemenweberei, Draht- und Hanfseilerei.

Aus einer einfachen Seilerei mit Handbetrieb, die 1868 in Pöhl bei Jocketa ins Leben gerufen wurde, hat sich im Laufe der Zeit dieses bedeutende Etablissement entwickelt. Sein Begründer, Herr Gustav Kunz, hat sich seinerzeit mit den denkbar bescheidensten Mitteln etabliert und oft unter den schwierigsten Verhältnissen weitergearbeitet.

Von allem Anfang an befaßte sich Herr Kunz aber auch, außer mit Anfertigung der gewöhnlichen Seilerwaren, hauptsächlich mit der Fabrikation von Bedarfsartikeln für industrielle Etablissements, Gurten zu den verschiedensten Zwecken, namentlich Fahrstuhl- und Elevatorgurten, Lesetücher für Kohlenwerke, Aufzugs- und Walzenseilen. Derselbe war auch einer der Ersten in Deutschland, welcher, insbesondere nach seiner im Jahre 1874 erfolgten Übersiedelung nach Treuen, Treibriemen sowohl von Hanf als von Baumwolle, beide mit den verschiedensten Einlagen versehen, anfertigte, und als im Jahre 1878 gesteppte Baumwolltuchriemen englischen Fabrikates als Konkurrenzartikel auf dem kontinentalen Markte sich bemerklich machten, noch in demselben Jahre die Fabrikation dieses Artikels in die Hand nahm. Das Gleiche geschah, als bald darauf die Engländer eine neue Spezialität von Baumwollriemen, nämlich gewebte, in Deutschland einzuführen begannen. Bereits im Jahre 1883 wurden zu deren Herstellung die ersten (aus England bezogenen) mechanischen Webstühle in einem erpachteten Lokale in Betrieb gesetzt.

Durch den Beitritt des Herrn Charles Clad-Mylau (jetziger Inhaber der Firma Gebr. Clad, Reichenbach, Vogtl.) am 29./7. 1885 als stiller Teilhaber, wurden dem Geschäft größere Mittel zugeführt, was eine weitere Ausdehnung des Geschäftes ermöglichte und nunmehr die Erbauung eines eigenen Fabrikgebäudes mit einer Dampfmaschine von 12 Pferdekräften gestattete. Schon im Jahre 1886 wurde eine größere Anzahl von mechanischen Webstühlen und Hilfsmaschinen aufgestellt, was wiederum den Ersatz der 12-pferdigen durch eine 60-pferdige Dampfmaschine nötig machte.

Jener ersten Periode schnellen und erfolgreichen Aufschwungs folgte eine stetige und glückliche Fortentwicklung, die mancherlei Veränderungen und Erweiterungen mit sich brachte und die Kopfzahl des Personals auf 60 erhöhte.

Empfohlene Zitierweise:
Verschiedene: Die Groß-Industrie des Königreichs Sachsen in Wort und Bild. Zweiter Teil. Eckert & Pflug, Kunstverlag, Leipzig 1893, Seite 235. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Gro%C3%9F-Industrie_des_K%C3%B6nigreichs_Sachsen_in_Wort_und_Bild_Teil_2.pdf/251&oldid=- (Version vom 4.8.2020)