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Dittersbach bei Friedland in Böhmen gelegen, enthält eine Mechanische Weberei von 326 Stühlen (darunter 36 schwere Lastingstühle), produziert dieselben Damenkleider- und Konfektionsstoffe, wie die Stammfabrik in Reichenau und pflegt besonders auch noch Lohn-­Färberei und Appretur, mit Spezialität der Ausführung von Anilinschwarz auf Oxydationsmaschinen eigenen Patentes für Baumwoll- und Halbwoll-Zanellas und Alpacca-Serges, Lastings etc. 2 große und 8 kleine Dampfmotore von zusammen 130 Pferdekräften und 6 Dampfkessel von zusammen 440m Heizfläche besorgen den Betrieb, 14 Beamte und 500 Arbeiter sind beschäftigt.

Im sächsischen Nachbardorfe Oppelsdorf betreibt die Firma mit 3 Beamten und 40 bis 50 Arbeitern ein Braunkohlenbergwerk (Johanneszeche), mit einer Fördermaschine und einer Dampfpumpe von ca. 26 Pferdekräften und 2 Dampfkesseln von zusammen 110m Heizfläche. Die geförderte Kohle kommt für den Bedarf der Fabriken nach Reichenau, wird aber auch zu besonders niedriggestelltem Preise an die Arbeiter der Firma abgegeben.

Sodann gehört der Firma noch eine mit den erprobt besten Einrichtungen versehene jetzt verpachtete Dampfmahlmühle im benachbarten sächsischen Orte Wald, mit einer Maschine von 25 Pferdekräften und einem Kessel von 40 □m Heizfläche, sowie nebenbei auch mit Wasserkraft.

Die vorbeschriebenen Besitztümer der Firma geben den besten Beweis, welch’ glücklichen Gedeihens dieselbe sich erfreut hat, und es sei nur erwähnt, daß auch niemals von ihr vergessen worden ist, alle ihre Beamte und Arbeiter dieses Segens in reichem Maße mit teilhaftig werden zu lassen.

Die Preibisch-Stiftung im Oberdorfe bietet 40 hilfsbedürftigen Kindern und alten Leuten in dem bestens dafür eingerichteten Geburtshause des Seniors der Firma Wohnung und Unterhalt, ein 1884 dazu gekommenes Krankenhaus, unter Leitung des ständigen Fabrikarztes und zweier Diakonissinnen, Hülfe und Pflege für 26–30 Kranke.

Seit 1866 besteht eine wohlbenutzte Fabriksparkasse.

Eine 1884, am Tage des 25-jährigen Fabrikjubiläums von den jetzigen Firmen­-Inhabern gemachte Stiftung von 25 000 Mark sichert treuverdienten Arbeiterinvaliden der Firma, nachdem die wohlunterhaltene Fabrikkrankenkasse ihre Verpflichtungen gegen sie erfüllt hat, schätzenswerte Pensionen.

Eine Häuserkolonie von sieben stattlichen Gebäuden, mit komfortablen Einrichtungen, in der Nähe der Stammfabrik, gewährt 37 Parteien, Beamten und Arbeitern, gegen billigen Mietzins vortreffliche Wohnungen.

Die mit der Gasanstalt verbundene Wannen-Badeanstalt ist den Arbeitern der Firma in geordnetem Turnus unentgeltlich zugängig.

In den Fabriken sind Speisesäle eingerichtet, damit die entfernt wohnenden Arbeiter ihr Mittagsbrot in Bequemlichkeit verzehren können, und in den Frühstück- und Vesper-Arbeitspausen gelangt gegen Selbstkostenpreis gutes Bier zum Ausschanke. Eine wohlequipierte und gut instruierte, 80 Mann starke Feuerwehr schützt nach besten Kräften die Fabriken und den Ort. Die Firma unterhält eine Fabrikschule und eine Kleinkinderschule in passenden Räumen.

An gebührender Anerkennung all dieses löblichen Strebens und Thuns seitens der hohen Staatsregierung hat es nicht gefehlt.

1869, nachdem kurz vorher Se. Majestät, der hochselige König Johann in Reichenau gewesen war und die Fabriken besucht hatte, wurde der Senior der Firma

Empfohlene Zitierweise:
Verschiedene: Die Groß-Industrie des Königreichs Sachsen in Wort und Bild. Zweiter Teil. Eckert & Pflug, Kunstverlag, Leipzig 1893, Seite 295. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Gro%C3%9F-Industrie_des_K%C3%B6nigreichs_Sachsen_in_Wort_und_Bild_Teil_2.pdf/311&oldid=- (Version vom 2.4.2020)