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wurde, um alle zu verbrennen oder im Rauche zu ersticken. Nun öffnet sich das Thor und ein Jude tritt heraus, von etlichen Kindern begleitet, um Schonung und zugleich um die Taufe bittend. Er giebt die Versicherung, die übrigen Juden seien sämtlich tot, von seiner Hand auf ihr Begehren ums Leben gebracht. Aber die Pastorels entgegnen: „Wie? du hast Hunderte deines Volkes umgebracht und meinst, dem Tode zu entgehen?“ Sofort wird er niedergehauen, und nur die Kinder werden verschont und getauft.

Gegen das Ende des Jahres 1321 verbreitete einen großen Schrecken das Gerücht, in Guienne hätten sich die armen, aus der menschlichen Gesellschaft verstoßenen Aussätzigen, deren es damals viele gab, voll grimmiger Rach- und Raubgier und von den durch die Pastorels mißhandelten Juden angespornt, verschworen, durch Vergiftung der Quellen und Brunnen ganze Ortschaften zu entvölkern, und wirklich sei bereits die Sterblichkeit hie und da auf einen hohen Grad gestiegen. König Philipp V. von Frankreich, der sich damals in der Stadt Poitou aufhielt, vernahm schauerliche Erzählungen von der unerhörten Gefahr, die seinem Reiche drohte. Er befahl die strengste Bestrafung der Schuldigen, deren man nicht wenige zum Scheiterhaufen führte. Dann eilte der König nach Paris, um auch dort strenge Untersuchungen anzuordnen. Einige Monate dauerte das Verbrennen von Aussätzigen und Juden. Die übrigen Juden mußten sämtlich das Königreich räumen, und erhielten seitdem von keinem französischen Könige wieder die ausdrückliche Erlaubnis, nach Frankreich zurückkehren zu dürfen. Trotzdem kehrten sie unter der Hand wieder zahlreich nach Frankreich zurück, bis sie im Jahre 1393 noch einmal alle fortgejagt wurden. Erst gegen das Jahr 1550 siedelten sich wieder Juden im Lande an.

Dagegen scheinen sich die Juden in Spanien um diese Zeit wieder stark vermehrt und den Unwillen des christlichen Volkes gegen sich erregt zu haben, denn im Jahre 1329 gab es an manchen Plätzen, namentlich zu Estella und Viana, blutige Volksaufläufe gegen die Juden, denen man wieder den alten Vorwurf machte, daß sie durch Wucher das Mark des Landes sich aneigneten.

Als der König Johann von Böhmen im Jahre 1336 in einen Krieg mit dem römischen Kaiser Ludwig dem Bayer verwickelt wurde, suchte er überall Geld aufzutreiben, um Söldner anwerben zu können. Zu diesem Zwecke ließ er auch in der Synagoge der Juden zu Prag eine Nachsuchung anstellen, weil er gehört hatte, die Juden hätten ihr Geld darin verborgen. Man fand wirklich 2000 Mark an Gold und Silber in der Synagoge versteckt, und zur Strafe für diese Versteckung des Geldes wurden sämtliche Juden im Königreiche Böhmen verhaftet und gezwungen, mit schwerem Gelde sich wieder loszukaufen.

Im nächstfolgenden Jahre – 1337 – brachen in Frankreich wieder da und dort Judenverfolgungen aus, und sofort war auch der französische König Philipp VI. bei der Hand, diese Verfolgungen zur Auspressung großer Geldsummen von den Juden zu benützen.

In demselben Jahre fanden auch in Deutschland am Rhein und in Bayern bis tief nach Österreich hinein Excesse gegen die Juden

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Friedrich Frank: Die Kirche und die Juden. Manz, Regensburg 1893, Seite 19. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Kirche_und_Die_Juden.djvu/27&oldid=- (Version vom 31.7.2018)